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Warum Software nie gut genug sein kann, Teil 2.

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Im ersten Teil der kleinen Reihe habe ich mir Skobbler und die Bugmeldung darin vorgenommen. Heute geht es um eine profanere Sache: Das Aufwachen und geweckt werden.
Dazu benutze ich momentan eine App mit dem wunderbaren Namen »Radio Wecker-MP3/Radio/Ton der Natur Alarm + Einschlaftimer«. OH HAI SEO-Spammer! Wie auch immer: Die App tut grundsätzlich, was sie soll: Sie weckt mich mit Internetradio und bietet auch umgekehrt einen Einschlaftimer an.

Nun ist es so, dass der WLAN-Empfang im Schlafzimmer nicht der allerbeste ist. Er ist ausreichend, könnte aber besser sein. Teilweise schwankt der Empfang etwas, an manchen Tagen ist er besser, an anderen schlechter. Ihr ahnt es sicher schon: Das führt zu Problemen. Die Weck-App ist immerhin so clever, bei komplett fehlender WLAN-Verbindung einen »statischen« Alarmton statt Internetradios abzuspielen und somit nicht komplett stumm zu bleiben. So weit, so gut. Wenn aber nach ein paar Minuten der Empfang abreißt, passiert folgendes:

Radiowecker auf dem iPhone

Radiowecker auf dem iPhone

Wir ignorieren für einen Moment mal das tolle Denglish und konzentrieren uns auf die Meldung. Meiner Ansicht nach steht da nämlich folgendes:

»Ey Nutzer, erm, eben hat’s noch geklappt, aber ich habe die Verbindung zum Server verloren. Und, ja, erm, was … Was soll ich jetzt tun? Ich weiß es nicht und tue nichts, solange ich keine Eingabe von dir bekomme.«

Und ich könnte antworten: »Ey, mach deinen Job, Wecker. Spiel Radio!«.

Ernsthaft: Warum fragt mich diese App, was sie tun und ob sie es vielleicht nochmals probieren soll? Es weiter zu versuchen müsste doch der Standard sein!

App, probiere bitte, dich zu diesem Server zu verbinden! Das ist deine Haupt-Aufgabe! Dafür wirst du dein Entwickler bezahlt! Los! Und wenn du schon diese Abfrage mit der Bitte um Bug-Meldung zeigst, dann zeige sie halt, probiere dich im Hintergrund wieder zu verbinden und blende die Meldung aus, wenn es geklappt hat.

Mehr mache ich als Mensch um 7 Uhr morgens im Bett ja auch nicht. Ich klicke auf Retry und warte. Ende der Story.
Ich will das aber nicht machen müssen, dass soll doch bitte die App machen.

Generell kotzt mich diese unnötige Mitteilungsfreude von Programmen an 1. Was interessiert mich das?
Mach’ deinen Job, frag’ nicht und gut is’.

  1. Wer masochistisch veranlagt ist, sollte sich mal ein paar Virenscanner installieren (oder einen entsprechenden Test in einer Zeitschrift durchlesen). Diese Programme sind die Könige des Dummschwätzens und zeigen dann Kokolores wie eine »Globale Bedrohungs-Karte« in der Software an.

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Offener Brief an den Heise-Verlag bezüglich des ›Leistungsschutzrechtes‹

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An: post {ät} heise.de
Von : Martin Weber
Gesendet: 07. März 2012; 14:10 Uhr

Sehr geehrte Verlagsleitung des Heise-Verlages,
mit einigem Unmut habe ich in den letzten Tagen die Berichterstattung rund um das so genannte Leistungsschutzrecht verfolgt.

Mir ist nicht entgangen, dass der Heise Zeitschriften Verlag auch die »Hamburger Erklärung« unterzeichnet hat.

Nun ist es so, dass es weder von der Redaktion noch vom Verlag ein klares Statement zur Sache gibt, weil die Positionen möglicherweise unterschiedlich sind.

Mich interessieren folgende Punkte:

– Wie ist die zukünftige Linie des Heise-Verlages in dieser Sache?

– Warum hat sich der Verlag für das Leistungsschutzrecht ausgesprochen, wo dies meiner Meinung nach nicht zu der sonst eher kritischen Haltung der Redaktion passt?

– Wie wird mit dem (möglicherweise) bestehenden Spannungsfeld zwischen Redakteuren und Verlag umgegangen? Gibt es ein Spannungsfeld?

– Warum gibt es keine offizielle Aussage, wie die Redaktion oder der Verlag konkret dazu steht? Im oben verlinkten Artikel heißt es lediglich, Heise sei bei den Unterzeichnern; im Artikel von vorgestern ist nichts davon zu lesen und auch sonst überwiegen dort die kritischen Stimmen. Auch im entsprechenden c’t-Artikel von Joerg Heidrich ist keine eindeutige Stellung des Verlags oder der Redaktion zu entnehmen.

– Sind Sie sich dessen bewusst, dass dieser Kurs ohne Korrekturen wahrscheinlich zu massiven Abokündigungen führen wird? Gerade liegt die Rechnung für das nächste Jahr c’t vor mir (das ist jetzt weder Polemik, noch Witz, noch Drohung, sondern schlicht Zufall), aber wenn es wirklich so sein sollte, dass der Heise-Verlag in der Sache ›Leistungsschutz‹ die Linie so bei behält, kann ich mein c’t-Abo nicht guten Gewissens weiter führen.

Beste Grüße,

Martin Weber

Hinweis: Ursprung der Sache war ein Posting von mir bei bei Google+. Dort, und nicht direkt hier im Blog, weil viele der Heise-Redakteure dort ein Konto haben und regelmäßig schreiben.


Update, 09. März: Alfons Schräder, der Geschäftsführer des Heise-Verlages, hat auf die E-Mail geantwortet. Er hat mir die Erlaubnis zur Veröffentlichung erteilt:

Sehr geehrter Herr Weber,

vielen Dank für Ihre Anfrage und Ihr Interesse.

Unter dem Thema Leistungsschutzrecht werden derzeit sehr viele unterschiedliche mehr oder weniger taugliche Maßnahmen und Gedankensplitter diskutiert. Dazu zählen auch erste Gedanken zu einem möglichen Gesetzesvorhaben. Im Moment sehen wir keinen Anlass, ein solches noch nicht konkretisiertes Gesetzesvorhaben oder die damit verbundenen kursierenden Gedanken zu diskutieren.

In der Hamburger Erklärung haben einige Verleger – unter anderem auch der Heise Zeitschriften Verlag – zum Ausdruck gebracht, daß sie den unabhängigen Journalismus sowie die Erstellung von Qualitätsinhalten im Web als gefährdet ansehen, wenn es keinen ausreichenden Schutz des Urheberrechtes gibt, und wenn insbesondere Anbieter die aufwendig produzierten Inhalte von Autoren und Verlagen verwenden, ohne dafür zu
bezahlen. Dem haben wir im Moment nichts hinzuzufügen. Der Heise Zeitschriften Verlag betreibt wie nur sehr wenige Verlage einen sehr hohen redaktionellen Aufwand, um dem Leser unabhängigen und hochwertigen
Content zu bieten – nahezu die Hälfte unserer Mitarbeiter sind Redakteurinnen und Redakteure. Wir halten es im Sinne eines qualitativ hochwertigen Journalismus für sehr wichtig, dass ein solches System auch
im Web einigermaßen wirtschaftlich betrieben werden kann.

Zu Ihrer Frage nach dem Spannungsfeld zwischen Redakteuren und Verlag:
Wir gehören nicht zu den Verlagen, die ihren Redakteurinnen und Redakteuren eine Denkrichtung vorgeben sondern erwarten von ihnen eigene Standpunkte und eine kritische Meinung. Dabei ist es durchaus gewünscht und üblich, daß diese auch innerhalb des Hauses und selbst zwischen den Redaktionen unterschiedlich sein können. Wir halten ein solches Spannungsfeld für unverzichtbar und betrachten es als wichtigen Teil unserer Unternehmenskultur.

Beste Grüße
A. Schräder

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Warum Software nie gut genug sein kann, Teil 3.

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In den ersten beiden Teilen unserer kleinen Software-Reihe haben wir uns mit Skobbler und einem Radiowecker beschäftigt.

Heute soll es um’s Lesen gehen. Wer viel im Netz liest, kommt über kurz oder lang nicht um Dienste wie Instapaper, Readability oder ReaditLater 1 herum.

Diese Dienste nehmen Websites (oder ganz allgemein: Texte) entgegen und bereiten diese gegebenenfalls für das stressfreie Lesen auf. Werbung und anderer Kladderadatsch werden ausgeblendet und der Text wird mit einer gut leserlichen Schrift dargestellt 2.

Kurz: Diese Apps wollen das Lesen wieder einfach machen, der Text soll im Mittelpunkt stehen. Natürlich möchte man auch gerne den Text per E-Mail oder sonst wie weiter zu versenden oder im Browser zu öffnen. Weil es unter iOS abseits von URI-Schemes noch immer keine vernünftige Methode gibt, Apps untereinander zu verknüpfen, ist letzteres — die Seite im Browser zu öffnen — in meinem Workflow oft das Mittel der Wahl. Von dort geht es dann per Bookmarklet weiter 3.

Aber schauen wir mal auf Instapaper. Wenn ich Gerrits Windows-8-Artikel nun weiter leiten will, begrüsst mich nach Tipp auf den »Share«-Pfeil folgendes Menü:

Instapaper auf dem iPhone

Instapaper auf dem iPhone

Ich persönlich finde es seltsam, dass die ersten beiden Einträge sich mit dem Löschen beziehungsweise Archivieren des Texts beschäftigen. Das genau will ich doch gerade nicht. Weiterhin finde ich es komisch, dass knapp der halbe Bildschirm noch frei und ungenutzt ist. Und drittens: Warum brauche ich für die Kernfunktion des Menüs — den Artikel weiter zu leiten — einen zweiten Klick auf einen Button, der mitten drin steht und auch nicht hervorgehoben ist? Erst nach nochmaligem Tipp auf »Share…« kann ich mich dann entscheiden, den Text in Safari zu öffnen, einen Link oder den Volltext per E-Mail zu versenden, ihn an Twitter zu schicken und so weiter. In diesem zweiten Share-Menü gibt es auch einen Einstellungsdialog, aber der betrifft nicht nur die verknüpften Accounts.

Viel sinnvoller wäre es, wenn man wählen könnte, welche der Optionen direkt auf der ersten Seite nach Tipp auf den »Share«-Pfeil stünden. Man nutzt doch ohnehin die meiste Zeit die gleichen Sachen, warum muss man sich dazu durch Menüs vorkämpfen?

Das konterkariert den Zweck der App: Sich auf das wesentliche zu beschränken und alles einfach und schnell zu halten.

Es würde besser und schneller funktionieren, wenn es ein paar fest platzierte Buttons und Gesten 4 gäbe: So könnten am Ende eines Textes vier Optionen / Buttons unterhalb des Textes eingeblendet werden. Diese würden in den Sichtbereich scrollen, wenn man mit dem Lesen fertig ist. Ich wage zu behaupten, dass dann die Chance auf eine Aktion am größten ist: Entweder man will zurück zur Übersicht, den Text archivieren, ihn an eine zu bestimmende Lieblings-App weiter versenden oder in Safari öffnen. Mit diesen vier (oder gerne auch drei, denn zurück zur Übersicht wird permanent unten angezeigt) Buttons wäre doch das Grundproblem schon gelöst.

Und gäbe es dann noch Gesten5, wäre mein Lesealltag in Instapaper nochmals ein gutes Stück schneller.

  1. RiL kann ich nicht empfehlen. Warum, habe ich hier schon beschrieben.
  2. Nun, zumindest meist. Instapaper hängt da leider noch etwas hinterher, aber Entwickler Marco Arment hat angekündigt, daran schon länger zu arbeiten
  3. Ohja, es ist kompliziert, dauert lange, lädt den Content doppelt und kotzt mich auch an.
  4. Komplett unverständlich ist mir beispielsweise auch, warum die Ansicht nicht nach oben scrollt, wenn man oben auf den Bildschirm / die Statusleiste tippt. Das funktioniert fast überall so.
  5. Beispielsweise nach links wischen, um zur Liste zurück zu kommen und nach rechts, um den Text weiter zu schicken oder wahlweise in Safari zu öffnen.

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Über unflexible Videos im Netz

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Seit mehreren Jahren ist es kein Problem mehr, im Netz Videos anzusehen. Ganz im Gegenteil, Video macht einen gewaltigen Teil am Datenstrom des Internets aus.

Umso erstaunlicher finde ich es, wie rückständig noch immer die Darstellung der Videos ist. Genau genommen gibt es momentan zwei Versionen, wie man sich Videos im Internet ansieht:

  1. Auf einer Website wie YouTube, Vimeo oder eingebettet in eine andere Website: Mit Glück kann man die Größe des Videofenster innerhalb der Seite ändern; mit Pech nicht. Das kann man nun so hinnehmen und das Video im aktuell offenen Tab so ansehen, wie es präsentiert wird. Wechselt man den Tab oder das Programm (bei kleinen Bildschirmen), sieht man nichts mehr. Die zweite Methode:
  2. Man schaut sich das Video im Vollbild-Modus an. Das bietet sich natürlich auf großen Monitoren und / oder Videos an, die in FullHD besser kommen.

Beide Methoden haben erhebliche Schwächen. Die zweite Methode eignet sich natürlich für all das, was die volle Aufmerksamkeit fordert, man sieht aber auch eben sonst nichts mehr. Die erste Methode ist so unflexibel, wie sie nur sein kann: Das Video kann nicht in der Größe verändert werden, man kann das Browserfenster nur begrenzt umher schieben.

Viel besser wäre es, wenn das Video als eine Art eigenständiges Layer gestartet würde: Mit Klick / Abspielen löst sich das Video aus der Website hinaus und man bekommt ein eigenes »chromeless«-Fenster, so, wie es beispielsweise seit QuickTime X bekannt ist. Das Video ist der King, Bedienelemente oder anderes kommen nur zum Vorschein, wenn man darüber hovert. Das Video kann so auf dem / den Monitor(en) positioniert werden, wie und wo man möchte, natürlich ist auch die Größe veränderbar. Die Qualität des Videos sollte natürlich idealerweise mit der Fenstergrößer korrelieren — wenn das Fenster beispielsweise auf die Dimensionen von 720p aufgezogen wird, sollte der Player das Video auch dieser Qualität liefern1. Ebenso sollte das Fenster einen »Always-on-top«-Modus haben, den es immer sichtbar hält, selbst, wenn andere Fenster den gleichen Platz auf dem Desktop beanspruchen.

Mit dieser Methode könnte man ein Video so ansehen, wie man möchte: Groß, klein, oben, unten, rechts, links, bei der Arbeit, nebeneinander, … et cetera.

Also, Browser- und Plugin-Hersteller: Wer baut mir den Web-Video-Player meiner Träume? Und überhaupt: Wie seht ihr das?

  1. YouTube macht das momentan auch schon, das ist aber eher hinderlich als vorteilhaft: Bei Änderung der Fenstergröße zu Vollbild wird das aktuell noch im Puffer befindliche Video verworfen und es wird »hart« das neue in (Full-)HD angefordert. Das führt dann wieder zu einer kurzen Wartezeit. Besser wäre es, wenn der Player im Hintergrund lädt und dann einfach zu einem passenden Zeitpunkt auf die höhere Qualität umschaltet — ohne Unterbrechung.

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Was speichert Twitter? Finde es heraus!

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Ich habe es vor einiger Zeit schon per Twitter (oh, the Irony!) verkündet (2): Es gibt die Möglichkeit zu erfahren, welche Informationen Twitter über den eigenen Account gespeichert hat 1. Der Prozess, an diese Daten zu kommen, wird von Twitter (unnötig) steinig gemacht, aber es funktioniert. Heute nacht kam also die E-Mail mit allen Daten, welche Twitter zu meinem Account web_martin gespeichert hat. Was ist enthalten:

  • Basic information about your Twitter account.
  • Any records of changes of the email address on file for your Twitter account.
  • Tweets of your Twitter account.
  • Favorites of your Twitter account.
  • Direct messages of your Twitter account.
  • Any contacts imported by your Twitter account.
  • Accounts followed by your Twitter account.
  • Accounts that follow your Twitter account.
  • Any lists created by your Twitter account.
  • Any lists subscribed to by your Twitter account.
  • Any public lists that include your Twitter account.
  • Any searches saved by your Twitter account.
  • Logins to your Twitter account and associated IP addresses.
  • Any records of a mobile device connected to your Twitter account.
  • Any records of a Facebook account
  • connected to your Twitter account.
  • Links and authenticated API calls that provide information about your Twitter account in real time.

In meinem Fall sind tatsächlich alle Tweets seit 2008 (als JSON) samt ihren kompletten Meta-Informationen enthalten; andere sprechen davon, dass nur 26 Monate enthalten seien; das kann ich nicht bestätigen. Ein Tweet sieht so aus:


// ************** Tweet 12236 of 12243 **************
{
"geo": null,
"entities": {
"hashtags": [

],
"urls": [
{
"indices": [
31,
51
],
"url": "http://t.co/ddGXRtM4",
"expanded_url": "http://j.mp/GLkZvw",
"display_url": "j.mp/GLkZvw"
}
],
"user_mentions": [

]
},
"created_at": "Mon Mar 26 08:21:02 +0000 2012",
"truncated": false,
"coordinates": null,
"favorited": false,
"in_reply_to_user_id_str": null,
"in_reply_to_user_id": null,
"source": "Buffer",
"id_str": "184193226931056641",
"contributors": null,
"possibly_sensitive": false,
"retweet_count": 0,
"user": {
"id_str": "12948892",
"id": 12948892
},
"in_reply_to_status_id": null,
"id": 184193226931056641,
"retweeted": false,
"in_reply_to_screen_name": null,
"text": "Face detection in JavaScript ☞ http://t.co/ddGXRtM4",
"in_reply_to_status_id_str": null,
"place": null
}

Was mich stutzig macht, ist die Speicherung von DirectMessages (DMs) und Telefonbuch-Kontakten. Ich lösche meine DMs regelmäßig per DMCleaner. Deshalb war ich erstaunt, dass in den Twitter-Informationen auch DMs aus letztem Oktober aufgetaucht sind:


********************
sender_id: 12948892
recipient_id: XXXXXXXX
text: Then wait another year ;)
created_at: Fri Oct 21 13:55:16 +0000 2011

Ich muss fairerweise sagen, dass ich nicht genau weiß, wo diese DMs (wieder) herkommen. In meinen Clients tauchen Sie nun auch wieder auf, ich bin mir aber sicher, dass ich nach Oktober mindestens einmal gelöscht habe. Bei einer erneuten Löschung jetzt hat DMCleaner aber scheinbar nicht alle DMs erfasst, denn dort genannte Zahl der gespeicherten DMs unterscheidet sich von der in meinen Clients. Gut möglich also, dass ich schlicht der Meinung war, alles gelöscht zu haben, die Webapp aber einen Fehler hat. Die ähnliche App von Tim Whitlock konnte die alten DMs löschen, sodass diese nun in keinem Client zu sehen sind. Da der Prozess der Datenanforderung aber circa einen Monat dauert, kann ich das jetzt leider nicht mal eben schnell nochmals machen. Falls jemand der Leser auch vorhat, seine Daten von Twitter zu fordern, wäre es interessant zu wissen, ob dort dann auch gelöschte DMs enthalten sind. Also vorher DMs löschen (falls es euch nichts ausmacht) und dann die Daten verlangen.

Gelöschte Tweets konnte ich übrigens keine finden. Ich habe mindestens einen Tweet im Kopf, den ich später gelöscht habe; diesen habe ich nicht in den Daten gefunden. Insofern spricht dies für die These, dass die Webapp schlicht nicht alle DMs gelöscht hat.

Richtig ärgerlich ist die Situation jedoch bei den Telefonbuch-Kontakten: Diese hatte ich testweise über die iPhone-App hochgeladen, um herauszufinden, wer meiner Kontakte (mir unbekannterweise) einen Twitter-Account hat. In den Logs sind nun alle (!) E-Mail-Adressen und Telefonnummern (nicht aber die Namen der Kontakte), die ich zum Zeitpunkt des Uploads im Handy hatte, gespeichert. Twitter speichert diese Daten nach eigenen Angaben 18 Monate und es gibt auch die Möglichkeit, sie zu löschen, was ich auch recht bald nach dem Import getan habe. Dennoch fanden sich alle Nummern und Mailadressen in den gespeicherten Daten. Interessant (und leider Branchenstandard) ist, dass diese Daten überhaupt im Klartext gespeichert werden: Durch Hashing der Daten ließe sich das umgehen und Twitter könnte die Funktion ebensogut implementieren, hätte aber keine Klartext-Adressen oder Telefonnummern.

Ebenfalls interessant ist die Auflistung der IPs, von denen auf den Account zugegriffen wurde. Diese Auflistung reicht in meinem Fall bis 01.02.2012 zurück und beinhaltet 463 Einträge. Interessant wäre hier zu wissen, wo die Grenze liegt; sprich bis zu welchem Zeitraum die IP gespeichert bleibt.


********************
id: 103963240
user_id: 12948892
created_at: 2012-02-01T08:32:20+00:00
last_login_ip: XXX.XXX.XXX.XXX

Der Rest der Daten beinhaltet nichts außergewöhnliches und entspricht den Erwartungen. Es wäre toll, wenn sich mehr Leute dazu entscheiden würden, ihre Daten zu verlangen, dann könnten wir die Ergebnisse (insbesondere im Bezug auf die DMs) vergleichen.

Noch ein letzter Tipp: Twitter fordert eine Identifikation der Person per Personalausweis oder ähnlichem Dokument, dies soll an eine Amerikanische Faxnummer gesendet werden. Hier reicht es völlig aus, Vorname, Name, Foto und Unterschrift sichtbar zu lassen und alles andere (Ausweisnummer, Geburtsdatum / -ort) auszuschwärzen. Wahrscheinlich hätte ich das Foto auch noch schwärzen könnenDas Photo muss bestehen bleiben, weil eine »government-issued photo ID« verlangt wird. Danke, Patrick.

Viel Erfolg! Ich freue mich über Meinungen und Kommentare.

  1. Für Facebook gilt das gleiche, dort ist meine Anfrage aber seit Monaten in Bearbeitung und ich habe bisher noch keine Daten erhalten.

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Zum Android-Update-Dilemma

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In der aktuellen c’t 9/2012 ist ein mehrseitiger Artikel über die Update-Problematik bei Android-Geräten. Es wird visuell aufgezeigt, wie die derzeitige offizielle Versorgung des Systems mit Updates aussieht (schlecht), die in der c’t gezeigte Grafik ist wohl stark von Michael DeGustas Grafik inspiriert.

Es ist erschreckend, wie die Update-Problematik von fast allen Herstellern noch immer ignoriert wird. Das Problem ist seit mindestens 1,5 Jahren so massiv, dass ich mich wundere, dass noch nichts schlimmeres passiert ist. Sicherheitslücken in Android 2 zu finden, dürfte keine Schwierigkeit sein und ob der ausgetrockneten Update-Pfade müssen sich die bösen Jungs über die Summe an Zielgeräten auch keine Sorgen machen.

Man muss sich das mal vorstellen: Seit Oktober 2011 existiert Android 4 und bis dato gibt es kaum Geräte mit dieser Software. Wenn Apple das neue iPad mit iOS 4 ausgeliefert hätte, wäre das Geschrei groß gewesen, aber bei Android scheint das dem Gros der Anwender egal zu sein?

Oft wird über die »Apple-Steuer«, den höheren Kaufpreis für iPhone und iPad im Gegensatz zu Android-Geräten, hergezogen: Anders betrachtet bietet diese »Extra-Gebühr« (so sie denn existiert) aber eine auf mindestens 2 Jahre und 3 Hauptversionen bestehende Versorgung mit System-Updates — am gleichen Tag des Releases. So relativiert sich das alles wieder und die Apple-Geräte sind auf einmal gar nicht mehr so teuer.

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Microsoft! Nokia! Geht’s noch?

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Microsoft! Nokia! Was muss ich da lesen? Keines (!) der momentanen erhältlichen Windows-Mobile-Smartphones soll ein Update auf die neue Software »Apollo« (vulgo Windows Mobile 8) bekommen.

Voraus gesetzt, das stimmt (denn es gibt auch anders lautende Meldungen) frage ich mich:
Habt ihr sie noch alle?

Nokia

Okay, Stephen Elop mag jetzt sagen Hey, was können wir von Nokia dafür? Dem würde ich entgegnen

Elop! Ihr sterbt bald! Seht ihr es nur nicht oder wollt ihr es nicht sehen? Euer Gewinn bricht ein (in Q1/2012 fast 1 Milliarde (!) Verlust), in Folge dessen brechen eure Aktien sacken in den Keller, Moody’s stuft euch auf »fast Ramsch« herunter und ihr tut so, als sei nichts? Schlimm genug, dass ihr ein halbes Jahrzehnt verpennt habt und damalsTM nicht bei Android eingestiegen seid. Da hättet ihr richtig was reißen und der Alpha-Hersteller werden können. Zug abgefahren, Pech gehabt. Leider mussten tausende Mitarbeiter in euren Werken das Lehrgeld zahlen.

An der Hardware und Ausstattung eurer Handys gibt es wenig zu bemängeln, aber an der Software dafür umso mehr.
Nun seid ihr also — kurz vor dem Untergang — mit Microsoft ins Boot gestiegen und versucht mit Windows Phone euer Glück. Da schwimmt ihr nun als dicker Fisch im kleinen Glas. Diese Tatsache führt aber dazu, dass Windows Mobile euer allerletztes Pferd ist. Scheitert Windows Mobile, scheitert Nokia. Garantiert. Weit her ist das nicht. Mit Billigsthandys lässt sich, trotz gigantischem Mengenabsatz, kaum Geld verdienen, die Marge steckt in begehrenswerten, teuren Smartphones. Und da probiert ihr ja gerade mit eurem Lumia 900, Boden gut zu machen, sieht man von kleinen Problemen zum Start ab. Das Problem ist aber, dass der Boden faul ist und er den Kunden bald unter den Füßen weggezogen wird. Nämlich genau dann, wenn sich die Käufer auf Grund des fehlenden Updates im Regen stehen gelassen fühlen. Glaubt ihr ernsthaft, dass sich Leute noch bewusst1 für ein Lumia 900 entscheiden, wenn sie schon sehen, dass es die nächste Betriebssystem-Version nicht mehr erlebt? So wird das nichts.

Microsoft

Ich erinnere mich noch lebhaft an einen lachenden Steve Ballmer, dem 500$ für ein Telefon mit Vertrag astronomisch erschienen. Ballmer, wer lacht denn jetzt? Astronomisch sind jetzt nur Apples Quartalszahlen und vielleicht auch der Abstand, den ihr immer noch aufzuholen habt. Windows Phone 7 ist jetzt circa 1½ Jahre auf dem Markt und in etwa genau so hoch ist euer Marktanteil in den USA2. Erfolg sieht anders aus.
Windows Mobile 6 war bekanntermaßen eine Katastrophe unter der Prämisse, Windows 2000 in ein Handy zu pressen. Schwamm drüber, vergessen.
Windows Phone 7 macht vieles richtig, vieles ist auch Geschmacksache3. Scheinbar ist das Konzept aber der Zukunftsträger in eurem Hause, weshalb ihr selbst Windows 8 mit einem ähnlichen User-Interface ausstatten werdet.4 Eure gesamte mobile Hoffnung steckt also in Windows Phone 7 und dessen Nachfolger, Windows Phone 8; Codename Apollo. Dummerweise rennt niemand Läden wegen eines neuen Windows Phone ein und Telefone mit diesem OS verkaufen sich nicht sonderlich gut. Genau deshalb solltet ihr verdammt noch mal alles tun, um neue Kunden zu bekommen und Bestandskunden zu halten.

Nokia und Microsoft: Hausaufgaben machen!

Macht das, was andere Ökosysteme schlecht können und schließt da auf, wo ihr hinterher lauft. An erster Stelle sollten da Sexyness, Konsistenz und Zukunftssicherheit der Plattform stehen.
Jedem Kunden, der ein Windows-Mobile-Smartphone gekauft hat, müsst ihr dermaßen viel Honig ums Maul schmieren, dass er nie wieder weg will. Sorgt dafür, dass jedes verdammte Windows-7-Phone mindestens zwei Jahre Updates bekommt und bezieht Major-Versionen wie Apollo mit ein.
Kämpft um jeden einzelnen Kunden, überzeugt ihn dauerhaft und hofft darauf, dass Kunden als Multiplikatoren dienen, sonst geht die Plattform schnell wieder unter.
Plattformen leben vom Ökosystem um sie herum. Das musste auch Palm/HP lernen. Das Betriebssystem war toll, das hat dummerweise nur niemanden interessiert, HP am allerwenigsten. Und schon ist der Deadlock da: Interessiert sich niemand dafür, werden kein Ökosystem aufgebaut und keine Apps geschrieben. Gibt es kein Ökosystem, interessiert sich niemand für die Plattform.

Nokia hätte beispielsweise gut daran getan, das 808 PureView als echte Innovation mit Windows Mobile auf den Markt zu bringen. Und was ist passiert? Das 808 kommt mit Symbian Belle auf den Markt. Symbian. Das ist so bescheuert, dass ich gar nicht genug Hände habe, um mir gegen die Stirn zu schlagen. Microsoft scheint es da ähnlich zu gehen, denn kürzlich wurde Office für Symbian Belle vorgestellt. Was soll der Quatsch?
Konzentriert euch beide schnell auf das Wesentliche, sonst sehe ich rabenschwarz.
Sowohl für Windows Mobile und Nokia.

  1. Sicherlich gibt es auch Leute, die das Handy unwissentlich im Laden kaufen, weil es einfach schick / billig / wasimmer ist. Diese Leute meine ich aber nicht.
  2. Ja, Marktanteile und ihre Berechnung sind eine eigene Magie. Aber wir einigen uns einfach mal darauf, dass der Windows-Phone-Marktanteil im sehr niedrigen einstelligen Bereich anzusiedeln ist.
  3. Mir persönlich gefällt die Reduktion vieler Interaktionselemente auf reinen Text ohne Icons beispielsweise überhaupt nicht. Ich finde diese Art der Interaktion mühsam und langsam, weil der entsprechende Text immer gelesen werden muss. Farbige Icons sind, bei ebenfalls geringerem Platzbedarf, schneller und intuitiver erkennbar.
  4. Ebenfalls Geschmacksache. Ich würde das aber eher unter riskantes Experiment, Vista 2 oder ähnlichem verschlagworten. Meiner Meinung nach wird es nicht funktionieren. Aber das ist genug Stoff für ein anderes Thema.

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Über Klang, In-Ear-Kopfhörer und Subjektivität

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Ich mag Musik. Ich höre viel Musik und das auch unterwegs. Dabei kommt man kaum umhin, sich um die Kopfhörer Gedanken zu machen, über welche man diese Musik in die Ohren bringt.

TL;DR: Wer einen günstigen Hörer mit akzeptablen Klang möchte, sollte zum Creative EP 630 (bzw. EP 630i als Headset) greifen. Wer höchsten Hörgenuss möchte, sollte sich den Beyerdynamic MMX 101 iE (bzw. DTX 101iE als reiner Hörer) anhören.

Beyerdynamic MMX 101 iE mit Comply Foams

Beyerdynamic MMX 101 iE mit Comply Foam

Wer auch unterwegs seine Musik mit akzeptabler Klangvielfalt hören will, wird um In-Ears kaum herumkommen 1. So geht es auch mir und ich will hier kurz mal berichten, was ich in den letzten 5 Jahren an Kopfhörern hatte. Dabei gibt es meiner Meinung nach drei Hauptkriterien, an welchen man die Qualität des Kopfhörers festmachen kann:
Klang, Verarbeitung und Preis-Leistungs-Verhältnis.

Klang

Das Klangempfinden eines Kopfhörers oder eines Lautsprechersets ist viel subjektiver, als man glauben mag. Die Qualität der Wiedergabe kann man zwar technisch messen und festhalten, aber eine hundertprozentig lineare, unverfälschte Wiedergabe ist oft gar nicht gewünscht. Anders sind Renaissancen von Vinyl-Platten und Röhrenverstärkern meiner Meinung nach kaum zu erklären. Zu dieser gewünschten Abweichung kommen mit zunehmendem Preis noch jede Menge anderer, sagen wir mal nett, Voodoo-Faktoren. Bei Kopfhörern sind diese längst nicht so stark ausgeprägt wie bei Lautsprechern oder deren Kabeln / Zubehör, wo man Unsummen für sauerstofffreie Silberkabel ausgeben kann, die man dann nur in einer Richtung, bitteschön auf eigenen Podesten, an seinen Verstärker anschließen darf. Mit solchem Umfug erkauft man sich einen subjektiv besseren Sound, denn das viele Geld muss ja etwas gebracht haben. Einem Doppelblindtest dürfen solche Sachen jedoch nicht standhalten.

Solche Extreme gibt es im Kopfhörer-Bereich (noch) nicht, dennoch wird in verschiedenen Foren davon berichtet, dass sich Kopfhörer warmspielen müssen und dass sie nach einigen Stunden (andere sprechen sogar von Hunderten(!) Stunden) anders klingen als am Anfang. Das Gegenteil dürfte der Fall sein: Das Gehör stellt auf den Kopfhörer ein und dessen Klang gefällt einem nach einer Zeit besser. Die Art von Leuten, die an solche Zaubertricks glauben, ist im Allgemeinen sehr störrisch und hat sich feste Meinungen über Marken und deren Kombinationen gebildet (Verstärker Typ X funktioniert nur mit Lautsprechern vom Typ Y gut!), wobei auch hier das meiste rein subjektiv und einer Hörsystem-Einfärbung geschuldet sein dürfte. Erschwerend kommt hinzu, dass man Klänge ohnehin nur äußerst schwer miteinander vergleichen kann. Hat man zwei Fotos aus verschiedenen Laboren und möchte sie bewerten, kann man sie nebeneinander legen und die Unterschiede ausmachen. Bei Tönen klappt das nicht, hier muss man nacheinander hören und man braucht auch eine Reihe von Referenz-Songs, die man kennt und deren Details man auch im Kopf hat2.

Das andere Extrem sind Leute, die wenig oder keine Ahnung und kaum Vergleichsmöglichkeiten haben. Wer standardmäßig Chartmusik über einen Handylautsprecher, Flachbildfernseher oder Laptop hört, empfindet jeden 5€-Kopfhörer und jedes 2.1 Brüllwürfel-System als Hochgenuss und eine Steigerung des Bisherigen. Erschwerend kommt hinzu, dass diese Leute oft ebenfalls nicht auf linearen Klang aus sind, für sie muss es vor allem knallen und ordentlich Bass bringen. Um das zu erreichen, wird dann gerne am Equalizer herumgedreht, bis es passt. Addiert man dann noch den bei Chartmusik leider exzessiv praktizierten Loudness-War dazu, kommt eine dynamiklose Pampe heraus. Mit Produktrezensionen solcher Leute kann ich dann leider nichts anfangen, sie sehen prototypisch etwa so aus. Dummerweise sind viele Foren und Shops scheinbar voll mit solchen Meinungen, sodass man auf die Summe an Bewertungen oft nicht sonderlich viel geben sollte.

In die gleiche Kerbe schlagen meiner Meinung nach auch Modemarken wie Beats by Dr. Dre. Sie haben — verglichen mit Handylautsprechern — natürlich einen besseren Klang und vor allem ein cooles Image. Setzt man diesen (vollkommen übertrieben basslastigen) Klang aber in’s Verhältnis mit dem überzogenen Preis, wird schnell klar, dass man das Geld an falscher Stelle lässt: Zum Preis von etwa 130€ bekommt man eine recht matschige Basswanne. Das kann man auch hundert Euro billiger haben.

Die Existenz beider Lager (und allem, was dazwischen existiert) macht es äußerst schwer, Kopfhörer an Hand ihrer Bewertungen in Foren, Magazinen oder Online-Shops zu bewerten. Es ist durchaus möglich, dass ein Kopfhörer von Leuten der ersten Gruppe in Grund und Boden geschrieben wird und von der zweiten Gruppe gelobt wird. Beides sagt aber nichts über die eigentlichen Fähigkeiten des Hörers aus. Ich bin für mich zu dem Entschluss gekommen, dass ich da nur noch mir selbst (und einer Hand voll anderer Leute) vertraue und Rezensionen kaum Glauben schenke3.

Bei In-Ohr-Kopfhörern ist der richtige Sitz für einen guten Klang sehr entscheidend, weil die Wiedergabe tiefer Frequenzen nur dann gelingt, wenn der Hörer richtig ins Ohr angepresst wird. Jedes Modell kommt in der Regel mit verschieden großen Silikonadaptern, von denen mindestens ein Paar passen sollte. Man sollte sich etwas Zeit nehmen, das richtige Paar zu finden. Ich persönlich mag die (unverschämt teuren) Comply Foam-Schaumstoffaufsätze statt der Silikonringe: Sie halten die Hörer noch fester im Ohr, fallen weniger leicht raus und schützen die (teuren) Hörer vor dem Eindringen von Schmutz, wenn sie ein Vliesgitter in der Mitte haben. Die Schaumstoffaufsätze lassen sich auch leicht mit Wasser und Seife reinigen. Es gibt sie in verschiedenen Größen (S/M/L) für verschiedene Kopfhörersysteme (die Zahl gibt den Durchmesser des Hörkanals in der Mitte an) und mit (Modell Tx) oder ohne (Modell T) Vlies in der Mitte. Die Schaumstoffaufsätze sind ganz klar Geschmackssache: Sie fühlen sich in den Ohren an wie Lärmschutzstöpsel. Wer diese nicht mag, wird die Complys auch nicht mögen.

Soviel vorweg zum Klang.

Verarbeitung

In-Ohr-Kopfhörer sind klein. Sehr klein. Sie sind, verglichen mit klassischen Kopfhörern so klein, dass sich daran nichts reparieren lässt und Materialien darüber hinaus durch den Außeneinsatz hohen Belastungen ausgeliefert sind. Daraus ergibt sich ein um ein vielfaches höheres Ausfall- und Defektrisiko. Ich kann ein Lied davon singen. Soll ich? Nein, besser nicht. Jedes(!) Paar In-Ohr-Kopfhörer, die ich in den letzten fünf Jahren hatte, hat binnen eines Jahres den Geist aufgegeben. Jedes. Nicht ein Paar hat länger gehalten. Dabei behandele ich die Hörer sehr pfleglich, wickele sie nicht eng auf, ziehe nicht daran und verstaue sie immer in einer Plastikdose. Vielleicht bin ich da auch eine Ausnahme, aber es scheint mehr Leuten so zu gehen: Diese Hörer halten einfach nicht lange.
Ursache Nummer eins: Kabelbruch. Wenn sich ein Wackelkontakt bemerkbar macht, ist es nicht mehr lange hin, bis der Kabelbruch an die Türe klopft. Und da sich, wie schon gesagt, bei den kleinen Biestern keine Teile tauschen oder reparieren lassen, ist das der sichere Tod für den Kopfhörer4. Ich habe sämtliche defekte Kopfhörer zum Händler eingeschickt und auch stets mein Geld zurück bekommen. Der Vorteil dabei: Ich konnte mir jedes Mal neue, andere Hörer aussuchen (und diese dann bald darauf wieder einsenden…). Der Kabelbruch-Makel muss den Herstellern bekannt sein. Es scheint aber keinen zu kümmern.

Preis-Leistungs-Verhältnis

Mit den beschriebenen Qualitätsmängeln bekommt das Preis-Leistungs-Verhältnis einen völlig anderen Stellenwert. Normalerweise würde man hier den Klang ins Verhältnis zum Preis setzen, aber meiner Meinung nach muss man die Verarbeitung und Ausfallrate auch mit berücksichtigen: Gesetzt den Fall, man schickt die Hörer nicht ein, sie sind kurz außerhalb der Garantie, … hat man im Falle eines Defektes schon mal 100€ in den Sand gesetzt. Sicher, man hat vielleicht ein Jahr Hörspaß gehabt, aber ich finde, man hat trotzdem viel Geld in den Sand gesetzt. Nochmals: Bei normalen, großen Hörern5 lässt sich ein Kabel ohne Probleme tauschen und auch sonstige Probleme lassen sich in aller Regel reparieren. Die Gretchen-Frage ist tatsächlich: Ist mir ein besserer Klang wirklich diesen Aufpreis wert? Oder tut es ein 13€-Kopfhörer auch, wenn er doch ohnehin geplant kaputt geht?


Hier nun eine Liste aller meiner In-Ohr-Kopfhörer, die ich bisher genutzt habe. Eventuell vorhandene Mikrofone habe ich nicht mitgetestet / in die Wertung aufgenommen. In der Regel gibt es alle Modelle mit und ohne Headset-Funktion (Mikrofon + Button zur Anrufannahme, Musiksteuerung. Teilweise auch Lautstärke); der Preisunterschied beträgt etwa 30 Euro. Um das bei der Liste unten ins Verhältnis zu setzen, habe ich dazu geschrieben, ob es sich um eine Version mit oder ohne Mikrofon handelte.

Sennheiser CX 300

Die CX 300 waren meine ersten In-Ohr-Kopfhörer. Sie sind meiner Meinung nach Baugleich mit den Creative EP 630, waren aber mit 35€ mehr als doppelt so teuer. Klang und Verarbeitung wie bei den Creative (siehe unten); auch der Grund des Defektes war der gleiche: Kabelbruch am Stecker.
★★★☆☆ Klang
★★★☆☆ Verarbeitung
★★☆☆☆ Preis-Leistung
nicht mehr erhältlich; damals rund 35€; reiner Kopfhörer ohne Mikrofon oder Musiksteuerung

Koss The Plug

Billige Verarbeitung, extrem dünne, fragile Kabel. Klang deutlich basslastig und wenig differenziert. Stöpsel schwer zu reinigen / entfernen. Diese Hörer haben bei mir kaum einen Monat gehalten, dann fiel eine Seite aus und die ganze Konstruktion auseinander. Auf keinen Fall empfehlenswert.
★★☆☆☆ Klang
★☆☆☆☆ Verarbeitung
★★★☆☆ Preis-Leistung
rund 13€ bei Amazon; reiner Kopfhörer ohne Mikrofon oder Musiksteuerung

Creative EP 630

Die Creative habe ich eigentlich aus Notnagel gekauft, als ich auf den Ersatz eines anderen Modells länger warten musste. Sie sind vergleichsweise gut verarbeitet, haben an den Hörern einen guten Knickschutz; am (geraden) Stecker eher nicht. Klanglich sind sie bassbetont mit deutlicher Loudness-Wanne, aber durchaus erträglich. Es fehlt an Details. Für den Preis jedoch eine klare Empfehlung. Defekt wegen Kabelbruch am Stecker unten. Meiner Meinung nach baugleich mit Sennheiser CX 300. Ich habe mir mittlerweile ein zweites Paar als Notkopfhörer zugelegt.
★★★☆☆ Klang
★★★☆☆ Verarbeitung
★★★★★ Preis-Leistung
rund 13€ bei Amazon; reiner Kopfhörer ohne Mikrofon oder Musiksteuerung

Ultimate Ears MetroFi 170

Die Ultimate Ears (mittlerweile wurde die Firma von Logitech übernommen) gab es damals als Modelle 170 und 210. Ich konnte beide kurz testhören, habe keinen Unterschied gehört und mich somit für die günstigeren 170 entschieden. Der Klang ist tendenziell spitz, etwas matschig und nicht sonderlich ausgewogen. Dazu kommt die seltsame Befestigungsmechanik für die Silikonpads, die mehr als einmal bei mir dazu geführt hat, dass das Silikon im Ohrkanal stecken geblieben ist — nicht besonders angenehm. Defekt wegen Kabelbruch am Stecker, dessen »Knickschutz« viel zu starr ist und somit dazu beiträgt, dass das Kabel bricht.
★★★☆☆ Klang
★★☆☆☆ Verarbeitung
★★☆☆☆ Preis-Leistung
nicht mehr erhältlich; damals rund 30€; reiner Kopfhörer ohne Mikrofon oder Musiksteuerung

Ultimate Ears SuperFi 5vi

Die SuperFi 5vi klingen deutlich runder und linearer als die 170, aber dennoch etwas dünn. Sie sind recht neutral und geben die Details der Musik gut wieder. Die SuperFi 5vi kommen einer neutralen Wiedergabe ziemlich nahe. Insgesamt OK. Defekt wegen Kabelbruch am Stecker (gleiche Ursache wie bei MetroFi 170)
★★★★☆ Klang
★★☆☆☆ Verarbeitung
★★★☆☆ Preis-Leistung
rund 80€ bei Amazon;Headset mit Musiksteuerung

Klipsch Image S4i

Die Klipsch-Hörer haben viel Lob von verschiedensten Seiten bekommen, ich persönlich finde sie für das gebotene zu teuer. Der Klang ist im Großen und Ganzen neutral und ohne Ausreißer, zeigt aber wenig Details. Nach 3 Wochen (!) klemmte einer der Knöpfe und ließ sich nicht mehr drücken. Überhaupt wirkt das Bedienfeld sehr fragil. Ich vermute, dass ein Kabelbruch auf Grund der dünnen Kabel mit mäßigem Knickschutz auch nur eine Frage der Zeit gewesen wäre.
★★★☆☆ Klang
★★☆☆☆ Verarbeitung
★★☆☆☆ Preis-Leistung
rund 75€ bei Amazon; Headset mit Musiksteuerung

Shure SE215-CL

Die Shure-Hörer habe ich nicht gekauft, ich durfte sie aber ausgedehnt probehören. Sie sind recht groß und man muss sie falsch herum ins Ohr einsetzen, das Kabel also einmal um das Ohr führen6. Die Kopfhörer sind über jeden Zweifel erhaben und bringen Details souverän, aber kalt zum Ausdruck. Der Bassbereich ist recht schwach, was Geschmackssache ist; mir ist er zu schwach. Die Verarbeitung ist tadellos, die Kabel sind abnehm- /tauschbar und sehr steif. Es gibt auch ein Kabel mit eingebauter Headset-Funktion, dass aber rund 40 € kostet. Zur dauerhaften Haltbarkeit kann ich hier nichts sagen, dennoch erschien mir die Verarbeitung als die bisher beste aller In-Ohr-Hörer, die ich in den Händen hatte.
★★★★☆ Klang
★★★★★ Verarbeitung
★★★☆☆ Preis-Leistung
rund 95€ bei Amazon; reiner Kopfhörer ohne Mikrofon oder Musiksteuerung

Beyerdynamic MMX 100 / MMX 101 iE

Die Beyerdynamic sind sehr unscheinbar und klein, insbesondere neben Mehr-Treiber-Hörern wie den Shure SE215-CL, haben es aber richtig in sich. Der Klang ist warm, voll, definiert und in allen Frequenzlagen präsent. In Sachen Neutralität sind sie meiner Meinung nach an der Grenze, einen Tick neutraler dürften sie sein. Dennoch gefällt mir der Beyerdynamic-Klang mit Abstand am besten.
Ich hatte zuerst das Modell MMX 100, das nach Kabelbruch im rechten Hörer gegen die MMX 101 iE ausgetauscht wurde. Die Unterschiede sind minimal: Das Kabel ist etwas dicker (somit auch steifer und hält nun hoffentlich länger); zusätzlich liegt ein Y-Adapter zur Verwendung an zweifach-Klinkensteckern bei.
Die Verarbeitung ist zwiespältig: Der Metallkorpus wirkt wertig, ist mir bei den MMX 100 allerdings schon auseinander gefallen, da er wohl nicht richtig verklebt war. Nach Zusammenstecken hielt es dann wieder, einen komischen Eindruck macht das aber trotzdem7. An den Kabeln und den Knickschützen gibt es nichts auszusetzen.
★★★★★ Klang
★★★☆☆ Verarbeitung
★★★★☆ Preis-Leistung
momentan rund 70€ bei Amazon (kostet auch gerne mal ~100€); Headset mit Musiksteuerung


Wie im Text oben schon angedeutet, muss sich jeder die Frage stellen, wie viel Geld der Unterwegs-Klang wert ist.

Wer einen günstigen Hörer mit akzeptablen Klang möchte, sollte zum Creative EP 630 (bzw. EP 630i als Headset) greifen. Wer höchsten Hörgenuss möchte, sollte sich den Beyerdynamic MMX 101 iE (bzw. DTX 101iE als reiner Hörer) anschauenhören.

Je lauter die Umgebung, desto schwerer wird es allerdings fallen, feine Details noch zu differenzieren. Die Unterschiede bei den verschiedenen Modellen sind deutlich hörbar, allerdings nicht so eminent, wie es die Unterschiede im Preis vermuten ließe.

Erschwerend dazu kommt die Qualitätsproblematik: Ich kann aus meiner bisherigen Erfahrung sagen, dass man schon beinahe mit einem Defekt innerhalb von 12 Monaten rechnen muss. Wie man damit umgeht, ist natürlich die andere Sache. In jedem Fall sollte die Hörer reklamieren. Es zahlt sich hier natürlich aus, einen kompetenten Händler zu haben. Bei Amazon läuft der Austausch in der Regel immer schnell ab und man bekommt innerhalb von 1-2 Wochen sein Geld zurück erstattet. Schickt man die Hörer zum Hersteller ein, kann es schon mal länger dauern.

Generell sollte man Kopfhörer nur bei Fachhändlern kaufen, denn Plagiate gibt es bei beliebten Modellen wie Sand am Meer; auch mich hat’s da schon einmal erwischt.

Und jetzt ihr: Welche Erfahrungen habt ihr gemacht, wo ist die Preis-Schmerzgrenze und wie wichtig ist euch überhaupt guter Klang unterwegs?

  1. Die andere Möglichkeit ist natürlich, klassische, große Kopfhörer mitzuführen.
  2. Für mich ist das mittlerweile Run von Air; Album »Talkie Walkie«. Wenn ich das höre, bilde ich mir ein, innerhalb weniger Minuten schon gut über den Klang eines Kopfhörers / einer HiFi-Anlage Bescheid zu wissen.
  3. Einen der (meiner Meinung nach) wenigen fundierten und aussagekräftigen Tests von In-Ohr-Headsets hat Hartmut Gieselmann in der c’t 24/2009 gebracht. Fundiert deshalb, weil sich Gieselmann nicht auf Esoterik eingelassen hat und sich von Fakten geleitet lassen hat. Aussagekräftig, weil viele Headsets in einem Rutsch vom gleichen Tester begutachtet wurden. Aber sucht man sich durch einschlägige Foren, kommt die Lagerbildung wieder durch: Der Test wird teils gelobt und teils zerrissen.
  4. Sicher, es gibt teure Modelle von Ultimate Ears oder von Sure, die ein wechselbares Kabel haben. Doch diese Kabel kosten dann um die 40€ (siehe Shure SE215-CL). OH HAI Preistreiber.
  5. Tipp hier: Der Sennheiser HD558; unbedingt modden; siehe meine Rezension dazu.
  6. Was generell eine gute Idee ist, um Körperschall zu minimieren. Leider klappt das nicht bei allen Hörern gleich gut und insbesondere bei Headsets hängt das Mikro dann oft direkt unter dem Ohr.
  7. Das war beim linken Hörer; der spätere Kabelbruch hatte damit also nichts zu tun.

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Netzsperren in den Niederlanden

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Stopschild-Seite in den Niederlanden

Ich wohne zur Zeit in den Niederlanden. Ein tolles Land. Sie sind das erste Land in Europa, dass Netzneutralität per Gesetz festgeschrieben haben. Leider ist dieses Gesetz doch nicht so umfassend und universell, wie man vielleicht meinen möchte: Denn auch hier gibt es Anti-Piracy-Organisationen, die die Durchsetzung von Urheberrechten verfolgen. Die treibende Kraft hier ist die BREIN. Und diese Organisation hat Schritt für Schritt durchgesetzt, dass der Zugang zu ThePirateBay von den größten ISPs in den Niederlanden blockiert werden muss. Leider erlaubt das Gesetz solche Ausnahmen (nicht-offizielle Übersetzung); siehe auch im Netzpolitik-Blog:

1. Providers of public electronic communication networks which deliver internet access services and providers of internet access services do not hinder or slow down applications and services on the internet, unless and to the extent that the measure in question with which applications or services are being hindered or slowed down is necessary:
[…]
d. to give effect to a legislative provision or court order.

Und genau das ist vor einigen Tagen passiert und in Kraft getreten: Die größten Provider des Landes, Ziggo, XS4ALL, UPC, KPN, T-Mobile, Tele 2 und Telfort müssen den Zugriff zur Filesharing-Plattform auf IP- und DNS-Level sperren. Der CEO meines Providers, Tele2, findet das nicht toll, beugt sich aber dem Gesetz (Übersetzung von mir):

»Tele2 ist vom in Den Haag erlassenen Gesetz gegen Tele2, T-Mobile, UPC und KPN enttäuscht. Tele2 findet die Filterung von Internetverkehr grundlegend falsch und findet, dass ISPs nicht die Rolle der Polizei übernehmen sollten. Das erlassene Gesetz öffnet ein bodenloses Fass, dessen zukünftige Konsequenzen noch unabsehbar sind. Günther Vogelpoel, CEO von Tele2 NL: ›Heute fordert BREIN die Blockade von ThePirateBay, aber morgen stehen vielleicht schon andere Interessengruppen mit ihrer Blacklist vor der Türe. Der Erlass von heute ist eine Niederlage und ein Rückschlag für die Internet-Freiheit (Netzneutralität) in unserem Land‹.«

Doch wie sieht die Sperre konkret aus? Möchte man (mit unverändertem DNS-Server) auf http://thepiratebay.se zugreifen, landet man auf einer Stopschild-Seite (Screenshot). Die Umleitung funktioniert per DNS-Manipulation; statt der korrekten IP-Adresse (194.71.107.15 oder 194.71.107.19) des entsprechenden TPB-Hosts wird die der Stopp-Seite zurück geliefert:

ping thepiratebay.se
PING thepiratebay.se (62.58.50.168): 56 data bytes
64 bytes from 62.58.50.168: icmp_seq=0 ttl=56 time=124.009 ms

Per alternativem DNS-Server 1 erhält man zwar die korrekte IP-Auflösung, doch keine Daten:

ping thepiratebay.se
PING thepiratebay.se (194.71.107.15): 56 data bytes
Request timeout for icmp_seq 0
Request timeout for icmp_seq 1
Request timeout for icmp_seq 2

Denn die Provider müssen den Datenverkehr auch auf IP-Level — Layer 3 — blockieren. Das Katz-und-Maus-Spiel ist schon los gegangen und TBP hat sich schon eine andere IP zulegt. BREIN ist natürlich der Meinung, diese IP(s) nun auch sperren zu wollen, die Provider weigern sich jedoch dagegen und fordern eine erneute Klage.

Mit diesem Filter-Gesetz wird meiner Meinung nach die Netzneutralität grob verletzt, denn es ist wie schon so oft gesagt wurde: Steht erst die Infrastruktur (und das ist jetzt so), ist es leicht, die vormals auf TPB begrenzte Sperre auf andere Seiten und Ziele (Glücksspiel, Drogen, …) auszuweiten.

Dass die Sperren dabei wieder nicht die »Schlauen« treffen, dürfte wohl auch BREIN klar sein: Per VPN2 kommt man nach wie vor zu ThePirateBay. Ebenfalls ist es sehr einfach, per Proxy-Seite auf Mirrors zuzugreifen, denn das Ziel des Filesharings ist ja ohnehin nicht, die Website von TBP zu besuchen, sondern Dateien dezentral auszutauschen. Und das funktioniert über wenige Zeichen langen Magnet-Links nach wie vor einfach. Auch dem Austausch der Links über andere Mittel steht nichts im Wege, der Datenverkehr per BitTorrent funktioniert nach wie vor; DPI wird nicht eingesetzt. Das ist an dieser Stelle der fundamentale Unterschied: Der Weg ist hier eben nicht das Ziel; im Gegensatz dazu, wenn die zu sperrende Website wirklich Auslieferer der Informationen ist.

Die Sperre legt also dem Filesharing-Willigen nicht allzu große Steine in den Weg, hat aber einen bitteren Beigeschmack, da sie effektiver als reine DNS-Manipulationen ist und sich damit sehr wohl zur effektiven Blockade gleich welcher Art oder Inhaltes beim Durchschnittsnutzer eignet.

  1. Ich persönlich nutze gerne Googles 8.8.8.8 als DNS. Ob man das selbst möchte, sei dahin gestellt, jedenfalls ist die IP auch aus dem Kopf einfach zu merken.
  2. Übrigens auch per niederländischem VPN und über Uni-Netze. Und solange nicht alle ISPs zur Sperrung verpflichtet werden, wird es wohl auch so bleiben.

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Warum Windows 8 floppen wird

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Aus meiner persönlichen Erfahrung mit einer RC-Installation und dem, was ich gelesen [2] und gesehen habe, bin ich recht ratlos, was Microsoft da eigentlich macht.

Ganz abgesehen von den fürchterlichen Inkonsistenzen in der (Gesten)-Bedienung gibt noch ein ganz anderes Problem:

Mit Windows 8 wird für den Endnutzer ein Betriebssystem in zwei Varianten (x86 und ARM) und den altbekannten Versionsabstufungen (u.a. »normal« und Pro) erscheinen, dass auf Tablets und klassischen Rechnern gleichermaßen funktionieren soll. Dass diese Quadratur des Kreises mitnichten gelingen wird, zeigt schon die Aufsplittung der kürzlich vorgestellten Microsoft-Surface-Tablets: Einmal als günstige ARM-Variante mit jämmerlichem Bildschirm, einmal als x86 zu einem (vermutlich) hohen Preis — bei der Vorstellung wurde von »mit Ultrabooks vergleichbaren Preisen« gesprochen. Wo IT-Profis im Versions- und Plattform-Wirrwar noch mit Mühe durchblicken, stehen normale Nutzer wie der Ochse vor dem Berg. Niemanden interessiert es, ob im Tablet eine ARM- oder x86-CPU eingebaut ist und wie schnell sie taktet. Benutzer verknüpfen Produkte mit Plattformen und diese mit Programmen und dem gefühlten Erlebnis — und genau dies existiert bei Windows 8 nicht, weil es nicht das Windows 8 gibt. Der Leid tragende ist wieder der Nutzer, der dann feststellen wird, das viele Programme nicht dort funktionieren, wo sie es sollen.

Wie man ferner mit diesem Betriebssystem produktiv auf einem herkömmlichen PC arbeiten können soll, ist mir auch ein Rätsel. Wenn selbst so triviale Dinge wie die Systemsteuerung dank des Zwitterwesens Metro ./. klassischem GUI aufgespalten werden und man vor allem mit dem Fenstermanagement beschäftigt ist, ist man schnell geneigt, es beim alten zu belassen und weiter Windows 7 zu verwenden.

Vor rund 12 Jahren hat Microsoft eine Anzeigenkampagne gegen Linux geschaltet. Dort ist ein Pinguin in verschiedenen Mutationen (u.a. mit Frosch-Kopf und Hirschgeweih) zu sehen, versehen mit dem Claim, dass ein offenes Betriebssystem nicht nur Vorteile habe. Genau dies trifft nun auf Windows 8 auch zu. Man weiß im Zweifelsfall nicht, was man bekommt und was wie funktionieren wird.

Microsoft versucht zusammen schrumpfen zu lassen, was nicht zusammen gehört. Das wird nicht funktionieren: Profi-User werden unbeeindruckt weiter mit ihrem bisherigen System weiter arbeiten und ich vermute, dass für den Rest ein noch zu programmierender »De-Metrofier« bald ein großer Download-Hit werden dürfte.

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Mein NAS: Die eigene Cloud, zu Hause.

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Als ich in letzter Zeit auf Twitter schrieb, ich hätte mir ein NAS gekauft, fragten einige Leute nach, welches genau das denn sei und was ich so damit anstellen würde.

Ich möchte das nachfolgend im Detail beschreiben, was das NAS macht, wie es meine Daten sichert und mir im digitalen Alltag zur Seite steht. Es ist ein langer Post.

Fangen wir mit Grundsätzlichem an: Warum ein NAS? Tut es nicht eine externe Festplatte auch? Kurze Antwort: Ja, die würde es auch tun. Lange Antwort: Jein, die würde es auch tun. Grundsätzlich könnte man natürlich alle Sachen auch mit einem normalen Rechner machen. Doch ein NAS ist kleiner, braucht weniger Strom und man muss nicht alles selbst installieren.

Der Reiz eines NAS ist, dass man damit ein ganzes Paket an Möglichkeiten bekommt und nicht nur Speicherplatz, der übers Netzwerk ansprechbar ist. Außerdem ist ein NAS idealerweise autark, klein, leise und läuft 24/71. Ich hatte in den letzten Jahren zwei externe Festplatten (eine für Backups, eine für Nutzdaten). Da diese langsam voll gelaufen sind und ich ohnehin den zugehörigen iMac verkaufen werde, war es Zeit, sich nach einer neuen Lösung umzusehen.

Allgemeines

Entschieden habe ich mich für ein Synology DS 212+ in Kombination mit 2 Western Digital WD30EZRX 3TB-Platten. (Nachtrag; Oktober 2014: Seit einiger Zeit ist das Nachfolgemodell DS 214+ verfügbar) Somit habe ich rund 6 TB Platz auf den beiden Platten. Die Ausschlag gebenden Gründe waren die fast durchweg positiven Erfahrungsberichte anderer Nutzer und ein gutes Abschneiden in einem Vergleichstest der c’t letztes Jahr. Das 212+ (ca. 300€) ist das 2-Bay-Topmodell von Synology, wer weniger ausgeben möchte, kann sich die »Schwestermodelle« DS212j (ca. 190€) oder DS212 (ca. 250€) ansehen2. Funktionsmäßig gibt es prinzipiell keine Unterschiede, diese liegen in CPU- und RAM-Ausstattung, außerdem hat das DS212j nur USB2 statt USB3 für externe Laufwerke. Alle drei Modelle haben Platz für zwei Festplatten.

Das DS212+ ist im Betrieb in meiner Konfiguration so gut wie unhörbar (ich bin da wirklich sehr empfindlich), was wohl zum Großteil an den Platten liegt3. Diese sind auf niedrigen Geräuschpegel statt superschnelle Performance optimiert und sind auch gummigepuffert aufgehangen, sodass sich Vibrationen nicht auf das NAS übertragen. Ich würde die Geräuschkulisse als absolut wohnzimmertauglich einstufen4. Auch der Lüfter ist sogut wie nicht hörbar und lässt sich überdies über das Betriebssystem auch regeln.

Der Stromverbrauch liegt bei mir bei rund 22 Watt (gemessen mit Belkin Conserve Insight) im Betrieb mit beiden Platten und somit ein klein wenig höher als die herstellerseitig angegebenen 18.7 Watt, was an unterschiedlichen Festplatten-Modellen liegen könnte. Somit kommt man bei Dauerbetrieb auf einen Stromverbrauch von rund 195 kWh / Jahr, was je nach Stromtarif und -anbieter rund 50 Euro kosten dürfte. Betreibt man das NAS beispielsweise nur tagsüber, reduziert sich der Verbrauch natürlich entsprechend. Ebenfalls dürfte sich der Verbrauch reduzieren, wenn eine oder beide Festplatten in den Ruhezustand gehen, denn selten sind die Platten ja dauerhaft gefragt. Die 50 Euro sind somit meiner Meinung nach das Maximum.

Das NAS und seine Funktionen

Synology hat mit dem DSM (Disk Station Manager) einen tollen Job gemacht, was die Oberfläche des NAS angeht. Alles ist bequem per Browser zu bedienen und wer mit normalen Betriebssystemen umgehen kann, kommt auch mit dem DSM klar. Praktischerweise ist der Einstieg bewusst simpel gehalten, es gibt aber auch genug Möglichkeiten für Profis (SSH-Zugang), die Linux-Box auszunutzen und eigene Pakete nachzuinstallieren. Hilfen dazu, zu anderen Paketen sowie sonst auch zu ziemlich allem gibt es im fantastischen Synology-Wiki. Die offizielle Paketliste ist mit Medienserver, Photo Station (Bringt eigene Fotos als Galerie online), CloudStation (Dropbox-Ersatz), TimeBackup (TimeMachine-ähnliche Backuplösung) und mehr schon gut gefüllt, auch Pyhton, PHP und darauf basierende Anwendungen 5 lassen sich installieren.

Der DSM, das grafische Betriebssystem des NAS

Der DSM, das grafische Betriebssystem des NAS

Natürlich sind auch ganz normale Funktionen wie DHCP-, LDAP-, DNS-, FTP-, AFP- oder SMB-Server an Board. Das NAS gibt sich sehr gesprächsfreudig — sofern man das möchte — und schickt zu allen möglichen Ereignissen E-Mails oder Push-Nachrichten (per DS-Finder-App) aufs Smartphone.

Entsprechend des eigenen Schlaf- und Arbeitsrhythmus kann man das NAS auch zeitgesteuert ein- und ausschalten; außerdem versteht sich das DS212+ auf WakeOnLAN.

Die Paketverwaltung

Die Paketverwaltung

Im LAN lassen sich die Daten per SMB oder AFP freigeben. iSCSI funktioniert auch, das habe ich aber nicht getestet, weil ich es (bisher) nicht benötige.

Meine Daten auf dem NAS

Man sollte sich vor Inbetriebnahme des NAS über eine Strategie zur Datenablage und Festplattenaufteilung überlegen. Grundsätzlich bietet sich hier nichts neues; man kann das NAS mit gängigen RAID-Levels 0, 1, als JBOD sowie als Synology Hybrid RAID (SHR) einrichten. Nähere Infos dazu gibts beim Hersteller. Ich habe mich allerdings dagegen entschieden und beide Platten einzeln eingerichtet, weil mir das am flexibelsten erschien.

Auf Platte 1 landen die Nutzdaten (Musik, Dokumente, Binarys, Filme) der verschiedenen Benutzer und Anwendungen, Platte 2 dient als Backup-Platte, dazu gleich mehr. Da ich jedoch nicht alle Daten von Platte 1 1:1 spiegeln wollte, entschied ich mich hier gegen RAID6

Medienserver

Das NAS kann auch als iTunes- und DLNA-Server dienen und somit Musik, Fotos und Filme auf kompatible Geräte streamen. Den iTunes-Server habe ich nicht aktiviert, weil ich iTunes Match nutze und somit ohnehin alle Musikstücke auf allen Geräten zur Verfügung habe. Der DLNA-Server funktioniert, ein RaspberryPi kann beispielsweise FullHD-Filme übers Netzwerk abspielen. Ebenso sollte es auch mit TV-Boxen oder Fernsehern klappen, das konnte ich aber noch nicht testen (Nachtrag, Mai 2013: Mein LG-TV kann via Ethernet/DLNA so ziemlich alle Filme / Formate direkt vom NAS abspielen) 7.

Kleinigkeiten

Neben den wichtigen Funktionen gibt es auch einige Kleinigkeiten, die das Leben mit dem NAS angenehm machen. So verfügt es neben den beiden rückseitigen USB3-Anschlüssen auch noch über einen USB2-Anschluss und einen SD-Kartenleser an der Vorderseite. Diese Anschlüsse kann man so konfigurieren, dass alle auf einem angeschlossenen Datenträger befindlichen Daten per Knopfdruck in ein Verzeichnis auf dem NAS gesichert werden. Das finde ich enorm praktisch für Fotos oder Videos, die man mit einer Kamera geschossen hat. Karte rein, Knopf drücken, warten, fertig.

Die über die rückseitigen USB-Anschlüsse angeschlossenen Geräte (Festplatten, Drucker, IP-Kameras) kann man dann im Netz nutzen. Im Falle von Festplatten werden diese einfach wie ein zusätzliches Laufwerk ins System eingebunden.

Ebenfalls toll ist die DownloadStation. Dieses Tool lädt automatisch Daten per BitTorrent, eMule, NZB, von FTP- und HTTP-Servern, Video-Sites und von mehreren One-Click-Hostern. Ebenfalls lassen sich RSS-Feeds downloaden. Mit ein paar Minuten Arbeit habe ich mir ein RSS-Skript gebaut, dass ich als Download-Assistent nutze. Wenn ich (unterwegs) auf etwas treffe, was ich herunterladen möchte, dies aber gerade nicht möglich ist, trage ich die URL zur Datei einfach ins Skript ein und das NAS lädt die entsprechende Datei dann herunter. Gleiches funktioniert auch beispielsweise von YouTube: Übergebe ich eine YT-URL, wird automatisch die entsprechende Videodatei heruntergeladen.

Backup-Strategie

Die auf Platte 1 befindlichen Daten sichere ich mit TimeBackup auf Platte 2, dass (wohl nicht ganz zufälligerweise) extrem an Apples Time Machine erinnert und auch exakt so funktioniert. Man kann Ordner zur Sicherung und die Frequenz der Sicherung angeben. In einem TimeMachine-ähnlichen Interface lassen sich dann die Versionen der Dateien durchforsten und wieder herstellen. Welche seiner Daten man nun auf diese Art und Weise sichert, muss jeder selbst wissen, zumal der dafür verfügbare Plattenplatz ja mindestens doppelt vorhanden sein muss. Ich habe beispielsweise meine Filme und Serien ausgeschlossen.

Die TimeBackup-Software. Ein Schelm, wer hier an TimeMachine denkt!

Die TimeBackup-Software. Ein Schelm, wer hier an TimeMachine denkt!

Ebenfalls kann man eine klassische rsync-basierte Netzwerksicherung einrichten, die die entsprechenden Daten dann auf einen anderen Rechner in (irgend einem) Netzwerk — beispielsweise eine andere DiskStation — sichert.

Ebenfalls auf Platte 2 habe ich die TimeMachine-Funktion aktiviert; dort sind 1TB für alle im Netzwerk befindlichen Macs reserviert, die dann automatisch per TimeMachine dort die Backups erstellen. Die Einrichtung ist recht schnell erledigt, nur das initiale Backup dauert natürlich übers Netzwerk etwas länger. Deshalb empfiehlt es sich, dies per (Gigabit-)Ethernet durchzuführen. Spätere, inkrementelle Backups funktionieren problemlos per WLAN.
TimeMachine kommt für die Nutzdaten der Macs zum Tragen, die sich nicht unmittelbar auf dem NAS speichern lassen (beispielsweise meine Aperture-Library, E-Mails oder Konfigurationseinstellungen von Programmen) oder offline verfügbar sein müssen.

Wenn nun allerdings meine Wohnung abbrennt oder ein Einbrecher meinen Rechner samt NAS klaut, bringt mir dieses Backup auch nicht viel. Deshalb habe ich mich entschieden, die Daten zusätzlich noch per CrashPlan zu sichern. Crashplan ist — ähnlich wie Mozy oder Backblaze— ein Backupdienst, der Daten (verschlüsselt) kostenpflichtig in der Cloud der Anbieter sichert. Bei Crashplan kann man zusätzlich die Daten kostenlos(!) zu einem Freund, welcher auch Crashplan auf seinem Rechner benutzt, oder auf ein externes Laufwerk sichern. Man muss sich also nicht auf die fremde Cloud verlassen, wenn man nicht möchte.

Das tolle und (soweit ich weiß unter den Online-Backupdiensten einzigartige) daran: Crashplan läuft direkt auf dem NAS und nicht auf einem verbundenen Rechner. Bei größeren Datenbeständen entfällt somit die lästige Pflicht, den Rechner ewig laufen zu lassen, um das Backup fertig zu bekommen.

Der Crashplan-Client (Ausschnitt)

Der Crashplan-Client (Ausschnitt)

Die Installation von CrashPlan hat Patters mit einem eigenen Package möglich gemacht. Wie das zu installieren ist, steht im Detail in seinem Blog8. Die Konfiguration des Backups (welche Dateien, wohin, wie oft, wann…) läuft bequem über einen anderen Rechner im Netzwerk ab, auf dem man dann ebenfalls die CrashPlan-Software als GUI installiert, den Pfad zur Engine aber in einer Konfigurations-Datei auf das NAS umbiegt. Die Daten wandern mit einem eigenen Key verschlüsselt zu CrashPlan, sodass es angeblich für niemanden möglich ist, diese zu lesen. Ob die Implementierung wirklich lückenlos ist, kann ich nicht sagen, an dieser Stelle muss man dem Anbieter vertrauen (oder eben nicht).

Ich sichere also alles an Nutzdaten von Platte 1 nochmals zu CrashPlan. Die TimeMachine-Backups sichere ich nicht nochmals zu Crashplan, weil das nicht praktikabel ist.

Hinweis: Die Kombination aus Java und dem CrashPlan-Client lastet meinen RAM zu zirka 50% aus. Das sollte man bedenken, wenn man zu einem kleineren NAS-Modell (mit nur 256MB statt 512MB RAM) greift und / oder beispielsweise zur gleichen Zeit Videos streamen will. Inwiefern die RAM-Auslastung von der Menge der zu sichernden Daten abhängt, kann ich nicht sagen. Ich hatte jedenfalls bisher mit ~300GB Daten keine Probleme, sie sind reibungslos zu CrashPlan übertragen worden.

Die eigene Cloud: Alle Daten überall

Ein weiterer Grund für den NAS-Kauf war die Tatsache, dass man mit einer am Netz (und somit auch am Internet) hängenden Platte seine Daten immer und überall zur Verfügung hat. Somit ist man nicht auf Cloud-Dienstleister angewiesen und muss die eigenen Daten nicht aus der Hand geben. Zum Zweck der Datennutzung gibt es mehrere Möglichkeiten, die je nach Bedürfnis variieren.

Möchte man nur an seine reinen Dateien heran kommen, reicht ein Zugang per WebDAV, den man auch SSL-verschlüsseln kann. Alle gängigen Betriebssysteme verstehen sich auf WebDAV-Freigaben. Damit man den Zugriff auf die eigenen Daten übers Internet auch bewerkstelligen kann, braucht man einen DynDNS-Service, der die (in der Regel täglich) wechselnde IP des Heim-Anschlusses in einen fixen Hostnamen umsetzt. Außerdem muss man in seinem Router eine Port-Weiterleitung einrichten, damit ein- und ausgehende Datenströme auf den WebDAV-Port durchgelassen werden. Beides kann man mit dem ezCloud-Hilfsprogramm recht einfach einrichten, mit etwas Glück legt es sogar die Portweiterleitungen im Router an. Natürlich kann man das ganze auch händisch machen.

Zum Zugriff übers iPhone gibt es verschiedene Apps, unter anderem auch von Synology selbst. Die funktioniert prinzipiell (auch übers Internet) gut, streikt aber komischerweise beim Download von großen Bildern. Verwendet man, wie oben beschrieben, CrashPlan+ zum Daten-Backup, kann man sich auch die CrashPlan-App installieren und so auf die dort gespeicherten Daten zugreifen. Hierzu muss man, wenn man einen eigenen Key verwendet hat, diesen eingeben. Der Zugriff auf die Daten per CrashPlan funktioniert auch, wenn das NAS ausgeschaltet ist.

Etwas komfortabler funktioniert der CloudStation-Dienst, den man wohl am ehesten als Dropbox-Klon bezeichnen könnte. Er versucht sowohl im Internet wie auch im LAN die Daten des CloudStation-Ordners mit den entsprechenden Daten auf dem NAS abzugleichen. Im User-Verzeichnis jedes Nutzers auf dem NAS existiert dieser Ordner, sodass mehrere Personen den Service nutzen können. Leider erwies sich die CloudStation als ziemlich buggy, hängte sich oft wortkarg auf oder synchronisierte schlicht nicht korrekt. (Nachtrag, Mai 2013: Mit der mittlerweile verfügbaren Version 2.0-2402 läuft die CloudStation sehr stabil und synchronisiert auch große Datenmengen problemlos.) Ich hatte noch nicht die Zeit, das im Detail zu prüfen, werde das aber bald nochmals machen9. Prinzipiell sollte es aber genau wie Dropbox funktionieren.

Weiterhin kann man auch seine Kalender per CalDAV mit dem NAS abgleichen, weiter reichende Möglichkeiten soll es wohl mit OwnCloud geben, das habe ich aber noch nicht probiert. Prinzipiell sollte das aber auch direkt auf dem NAS laufen.

Fazit

Ich bin nach dreimonatiger Nutzung mit dem NAS höchst zufrieden und habe die Entscheidung nicht bereut. Wenn man über mehrere Geräte verfügt, oft dazwischen wechselt oder oft unterwegs ist, ist es schlicht nicht möglich, alle seine Daten immer bei sich zu haben. Dies ist aber mit dem NAS der Fall10. Außerdem hat man alle seine Daten unter eigener Kontrolle und muss diese nicht zu Cloud-Anbietern auslagern.

Ich freue mich über eure Meinungen und Kommentare.

  1. Was — im Vergleich mit einem normalen Rechner — einen deutlichen Unterschied beim Stromverbrauch ausmacht.
  2. Die Namensgebung bezieht sich übrigens auf die Anzahl der Festplattenplätze und das Erscheinungsjahr; daher 212.
  3. Mittlerweile gibt es auch eine eigens für NAS optimierte Festplattenserie von WD; genannt WD RED. Ob diese den Aufpreis (momentan circa 220 Euro für 3TB statt — wie oben erwähnt — 150 Euro) wert sind, weiß ich nicht.
  4. Jede meiner beiden (alten) externen Festplatten ist für sich genommen deutlich lauter.
  5. WordPress, Drupal, Joomla, Moodle, MediaWiki uvm. sind mit zwei Klicks installiert; natürlich kann man auch andere Software laufen lassen
  6. Andererseits hätte ich auch eine weitere externe Platte anschießen können und dann RAID 1 verwenden können; das hätte dann allerdings Strom- und Platzbedarf erhöht und hätte höhere Energiekosten zur Folge)
  7. Außerdem kann man noch weitere DNLA-Server installieren. Ich denke also, dass man nach etwas Ausprobieren hier durchaus fündig wird.
  8. Wenn ihr euch für CrashPlan+ anmelden solltet, tut das doch bitte über seinen Aff-Link. Er hat es für dieses tolle Package wirklich verdient.
  9. Vielleicht lag es aber auch daran, dass ich den Dienst etwas überfordert hatte, denn ich habe gleich mal rund 15GB mit teilweise vielen kleinen Dateien reingeschmissen.
  10. Natürlich muss man sich im Klaren sein, dass die praktische Nutzbarkeit mit die Upload-Geschwindigkeit des heimischen Anschlusses steht und fällt.

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Ubuntu für Smartphones — keine gute Idee.

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Nach langer Zeit nun ein kurzer Beitrag:

Ubuntu für Smartphones halte ich für keine gute, vielmehr eine unnötige, ja kontraproduktive Idee.

Es wird auf Grund der Tatsache, dass es auf Ubuntu für den Desktop basiert, auch dessen Ideen und Infrastruktur mitbringen. Ubuntu-Tollfinder wird das freuen, die stellen aber nicht den Wachstumsmarkt dar, den man für ein fortwährendes Ökosystem und die Weiterentwicklung der Plattform und Hardware braucht.
Auch die Funktion zur Padfone-mäßigen Aufrüstung zu einem Desktop dürfte nur Spezialisten locken.

Auf App-Basis sehe ich nicht das Potenzial für einen weiteren Player. Und für einen weiteren halbfertigen HTML5-App-Unterbau mit inkompatibler eigener Nativ-App-Struktur gibt es keinen Bedarf – Firefox OS, WebOS und Tizen lassen grüßen.

Unbuntu für Smartphones wird also, so es denn über den Nischen-Status hinaus wächst, die mobilen Plattformen nur noch weiter zersplittern, was die Entwicklung von Anwendungen nur noch komplexer als ohnehin schon macht.

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Forget You!

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Wie ein paar Leser vielleicht wissen, nutze ich iTunes Match zum Abgleich und zur Synchronisierung meiner Musik. Auf dem Mac vorhandene Musik wird dabei mit einem Algorithmus indexiert und wenn Apple den Titel in seinen Beständen findet, wird markiert, dass man diesen Titel besitzt1. Dies erspart das Hochladen der Musikdatei, welches bei Material nötig ist, dass iTunes unbekannt ist. Diese »getaggten« Musikstücke entsprechen dann also der »Master-Version« des Titels, die iTunes auch im iTunes Store zum Kauf anbietet.

Aktiviert man iTunes Match auf einem iOS-Gerät, funktioniert die althergebrachte und seid iPod-Tagen bekannte Synchronisationsfunktion für Musik nicht mehr: Sämtliche Musik kommt dann auf dem Telefon aus der Wolke, entweder als Stream über das Mobilfunk/WLAN-Netz, oder als (Vorab)-Download.

Gestern habe ich The Lady Killer von Cee-Lo-Green über mein iPhone gehört und war doch sehr überrascht, als mir als dritten Titel dann Forget You! anstatt Fuck You! vorgespielt wurde. Im iTunes Store sind beide Versionen des Liedes zu finden, beispielsweise auch bei Amazon MP3. Doch der in der US-Anfangsversion platziere explizite Titel ist bei der europäischen Platinum Version mittlerweile durch die entschärfte Version ersetzt worden, das Original ist lediglich als Bonustrack zu finden.

Wie oben schon erwähnt, habe ich nicht mehr die Möglichkeit, Musik manuell zu synchronisieren, denn auf meinem Rechner ist die Originalversion ja noch vorhanden.

Was tun?
Den Titel auf der ebenfalls erhältlichen EP nochmals kaufen?
Es hierbei belassen und vermerken, dass Algorithmen nie perfekt sind?
Eine Beschwerde an Apple schicken?

Das Beispiel zeigt einmal mehr, wie sehr man sich in die Abhängigkeit eines Dienstes begibt, sofern man ihn nutzt. Und das gilt nicht explizit nur für iTunes und -Match, sondern auch für Spotify, wo man ja noch weniger Kontrolle über die zu spielende Musik hat.

Wie sind eure Erfahrungen? Wurden bei euch auch schon Titel ersetzt?

  1. Ja, da fängt es ja schon an. Wie nennt man das korrekt? Dass man ihn anhören darf?

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Empfehlenswerte Mac-Software

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Da ich schon öfter mal gefragt wurde, welche Software ich im Allgemeinen für einen neuen Mac empfehlen könne, schreibe ich das hier mal auf. Ich habe diese Liste so oder so ähnlich schon einmal 2011 via Twitter bereitgestellt, hier nun die etwas weiter kommentierte und aktualisierte Fassung. Kostenpflichtige Programme sind mit einem (€) gekennzeichnet.

dock

Es mag natürlich sein, dass das ein oder andere Lieblings-Programm eines Lesers fehlt, in diesem Fall bitte in die Kommentare posten. Also, los gehts…

MenuMeters zeigt (unter anderem) Netzwerkdurchsatz und CPU-Last in der Menüzeile an. Die Anzeige kann man konfigurieren und nach den eigenen Wünschen anpassen. Ich schaue am Tag gefühlte 500 Mal darauf. Ist mit das erste, was ich auf (m)einem Mac installiere.

Google Chrome ist der Browser meiner Wahl (manche mögen hier Chromium bevorzugen), weil er flexibel, schnell, mit tollen DevTools gesegnet und mit vielen Erweiterungen gepimpt werden kann. Nennenswert hier wären AdBlock (ja, ein Politikum, und wenn ihr es installiert, bitte nicht die Plus-Version nehmen), Edit this Cookie (kann Cookies manipulieren und editieren), Ghostery (sperrt eine Menge Spyware-Tracker), Momentum (bringt eine schöne »Neuer Tab«-Seite), SearchPreview (bringt Vorschau-Bilder in die Google-Suche), Shortcut-Manager (ermöglicht es, JavaScript-Schipsel [→ Bookmarklets] per Tastenkürzel zu steuern), Tamper Chrome (kann Requests manipulieren), User-Agent-Switcher (gaukelt andere Browser vor) und Vimium (macht fast den kompletten Browser Tastatur-bedienbar).

Der Textexpander (€) ist ein universelles Text-Ersetzungsprogramm, mit Schnipseln und deren Bedeutung befüllt werden kann. So wird dann “mfg” zu “Mit freundlichen Grüßen” et cetera. Das Programm ist auch praktisch für HTML- / CSS-Snippets und per AppleScript erweiterbar; bspw erzeugt bei mir ein “##” eine mit bit.ly gekürzte Version der URL, die ich gerade in der Zwischenablage habe. Etwas reduzierter, dafür aber kostenlos, funktioniert das seit einiger Zeit auch direkt in OS X in den Systemeinstellungen > Tastatur > Text. Die dort angelegten Schnipsel werden auch auf ein iPhone / iPad synchronisiert.

Das im Hintergrund unsichtbare Growl ist ein universelles Benachrichtigungssystem, das mit der in Mountain Lion eingeführten »Mitteilungszentrale« leider etwas in den Hintergrund gerückt ist. Dennoch unterstützen viele Programme Growl, es gibt eine Menge an Erweiterungen und Themes.

Frizzix zeigt an, was gerade auf der eigenen Fritz!Box! abläuft: Wenn ein neuer Anruf reinkommt, wird dies signalisiert und iTunes gestoppt. Mit etwas Glück wird die Nummer sogar per Lookup im Telefonbuch in einen Namen aufgelöst.

Frischen Wind auf den Desktop bringen Kuvva oder Satellite Eyes, indem sie entweder jeden Tag ein neues Desinger-Wallpaper (Kuvva) oder ein Luftbild des aktuellen Standorts als Hintergrundbild auf den Desktop laden.

Das BetterTouchTool ist dem eigenen Namen mittlerweile deutlich entwachsen, aber dafür umso mächtiger: Das Tool rüstet für eine Reihe von Eingabegeräten (Touchpad, Maus, Apple Remote, Leap Motion(!), …) konfigurierbare Multi-Touch-Aktionen und Gesten nach. Diese sind sowohl systemweit oder individuell per Programm konfigurierbar. Ursache (bspw. eine Wisch-Aktion mit einer definierten Anzahl von Fingern) und Auswirkung (bspw ein Systembefehl, Fenstergrößenänderung, eine Tastenkombination oder andere Aktion) lassen sich getrennt voneinander bestellen, was das Programm ultimativ flexibel macht.

ForkLift2 (€) ist ein toller NortonCommander-ähnlicher Zwei-Fenster-Dateimanager mit vielen durchdachten Funktionen. Das Programm ist ebenfalls sehr gesprächig, was Netzwerkprotokolle angeht. (WebDav, FTP, SFTP, S3, AFP, SMB…)

Der mit OS X mitgelieferte QuickTime-Medienplayer ist leider von Hause aus sehr beschränkt, was Formate und Abspielvielfalt angeht. Abhilfe schafft das etwas in die Jahre gekommene Perian-Plugin. Ansonsten spielt VLC alle erdenklichen Formate und zeigt sich auch flexibel, was Streaming, Rekodieren et cetera angeht.

Adium ist ein Open-Source Chat-Client für ziemlich viele Protokolle unter anderem auch für den auf XMPP aufsetzenden Facebook-Chat.

Twitter mag man oder nicht. Falls man den Dienst mag, sollte man sich Tweetbot (€) ansehen. Er ist der meiner Meinung nach schönste und funktionalste Twitter-Client für OS X, er synchronisiert sich mit seinem Pendant auf iOS.

1Password (€) speichert alles, was man sich merken, aber nicht öffentlich notieren sollte. Also Passwörter, Kreditkartendaten, PINs, wichtige Informationen und so weiter. Es nistet sich per Plugin in allen Browsern ein, wodurch man sich dann auf den Websites seiner Wahl per Shortcut einloggen kann. Die lästige Tipp- und Sucharbeit entfällt und man muss sich fortan nur noch ein einziges Passwort merken. Das Pendant fürs iPhone tut genau das gleiche; beide synchronisieren Ihre Inhalte. Die Preise für beide Programme sind sehr hoch, es gibt allerdings öfter mal 50%-Rabatt-Aktionen. Dennoch ein für mich unverzichtbares Tool und jeden Euro wert.

OutBank (€) und MoneyMoney (€) eignen sich zur Abfrage von verschiedensten Bankkonten und Kreditkarten. Outbank hat den Vorteil, dass es sich mit der gleichnamigen iOS-App synchronisieren kann.

Coda 2 (€) ist (m)eine Web-Entwicklungsumgebung mit Seitenverwaltung, Editor, SSH-Client und vielen mehr. Letztenendes ist dies aber Geschmackssache, viele Leute schwören auch ebenfalls auf SublimeText.

Mit Kaleidoscope (€) kann man Differenzen in Bildern (!) und Texten vergleichen, dies ist besonders beim Programmieren oder Redigieren von Texten praktisch. Teuer, lohnt sich wahrscheinlich nur, wenn man schon die Vorgängerversion besitzt.

Sequel Pro ist ein sehr schlanker und funktionaler SQL-Editor mit Favoriten, AutoVervollständigung, Befehlshistorie und vielem mehr.

Das hauseigene Terminal wird durch iTerm2 mehr als gut ersetzt.

LibreOffice (bzw OpenOffice; je nach Geschmack) sind annehmbare freie Office-Pakete und verarbeiten weitaus mehr Formate als die Apple iWork-Suite.

Die Dictonary Plugins rüsten im »Lexikon« ein Deutsch-Englich-Wörterbuch und einen Thesarus nach.

Alfred 2 [Powerpack; mehr Funktionen (€)] ist das Mädchen für alles. Er kann Programme starten, iTunes fernsteuern, Aktionen durchführen. Erst mit dem kostenpflichtigen PowerPack geht der Spaß allerdings erst richtig los. Wer Quicksilver von früher kannte, wird Alfred lieben.

TimeMachineScheduler kann das Ein-Stunden-Backup-Intervall für TimeMachine ändern.

Hexpicker ist eine Erweiterung des systemeigenen Farben-Dialogs; es erlaubt die schnelle Aufnahme beliebiger Farben aus irgendwelchen Applikationen / Fotos mit einer Pipette und gibt sie als Hexcode aus.

ImageOptim möchte mit Bildern und Grafiken für’s Web beworfen werden, es verkleinert diese teilweise ganz erheblich (und unsichtbar), indem es unnötige Meta-Informationen und Farbprpfile herausschmeißt.

An Stelle des vormals hier empfohlenen »Mediathek«-Programms verweise ich auf VaVideo, dort lassen sich die Direktlinke zu Sendungen aus der Mediathek direkt anzeigen. Leider funktioniert auch VaVideo nicht mehr zuverlässig, deshalb muss ich auf MediaThekView verweisen.

Eine Übersicht und Einstellmöglichkeiten für versteckte Systemeinstellungen bieten Onxy, Mountain Tweaks, TinkerTool sowie TinkerToolSystem. Viele gute Modifikationen bieten auch die Scripts von Mathias Bynens.

Homebrew (Danke, fidepus!) bringt die Möglichkeit, sehr viele Linux-Kommandozeilenprogramme auf dem Mac installieren zu können.

Cyberduck ist ein OpenSource- FTP und SSH-Programm, das einfach funktioniert.

DaisyDisk zeigt visuell an, wofür wie viel Platz auf der Platte oder SSD drauf geht. Dies ist insbesondere bei SSDs wieder wichtig geworden.

Caffeine versteckt sich in der Menüzeile und verhindert entweder bis zum Ausschalten oder für eine bestimmte Zeit, dass der Bildschirm dunkler wird und dass der Mac in den Ruhezustand geht. Hört sich einfach an — in der Tat. Genauso praktisch ist es auch.

Seil erlaubt das Umbelegen bestimmter Tasten auf andere Tasten. Mein Lieblingsbeispiel hierfür ist die CapsLock-Taste: Sie ist prominent platziert, großflächig, leicht zu treffen und … unfassbar nutzlos. Was läge da Näher, als ihr einen richtigen Verwendungszweck zu geben. Kein Problem. Via PCKH macht man (beispielsweise) die CapsLock-Taste zu einer F12-Taste (oder zu einer anderen F-Taste, die man normalerweise nie drücken würde) und legt dann auf eben diese Taste eine Aktion oder Programm seiner Wahl. Auf diese Weise habe ich die CapsLock-Taste zu einer Alfred-Taste umfunktioniert, denn mit der sich dann öffnenen Kommandozeile kann man wirklich etwas anfangen.

OS X for Hackers ist weniger fies, als es klingt. Hier finden sich sehr viele defaults-Einstellungen, die versierten Leuten das Leben mit dem Mac einfacher machen.

Wenn ihr noch Tools kennt oder gute Vorschläge habt, immer her damit. Ich freue mich über Kommentare, Meinungen, Tweets und Flatts.

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Mein Problem mit Spotify und anderen Musik-Streaming-Diensten

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Ich komme leider bisher mit keinem Musik-Streaming-Dienst hinreichend gut aus, sodass er meine alte digitale Bibliothek ersetzen könnte.

Ich habe im Laufe der Jahre wahrscheinlich schon die meisten Streaming-Dienste getestet, auch, als sie teilweise noch nicht in Deutschland verfügbar waren. Das fing an mit Pandora (Music Genome Project), ging über last.fm hin zu rdio, simfy und spotify. Und dennoch konnte mich keiner der Dienste permanent an sich binden. Warum das so ist, möchte ich am Beispiel von spotify erklären, dem ich gestern nochmals eine Chance gegeben und dann wieder frustriert aufgegeben habe. Um das zu präzisieren, muss ich etwas weiter ausholen und früher anfangen:

Ich sammle schon seit meiner Kindheit Musik: Zuerst auf CDs (oh, ja, manchmal auch auf MCs) und seit gut zehn Jahren erst fast und dann nur noch digital. »Fast«, weil ich eine Zeit lang noch MP3-Musik-CDs für’s Auto gebrannt habe.

Diese Sammlung ist mit meinem Alter und der Diversifikation im Musikgeschmack immer mitgewachsen, wurde aber immer nach dem technisch aktuellen Stand katalogisiert; das heißt in aller Regel mit korrekten Künstler-, Album-, Titel- und Reihenfolge-Tags. Früher als ID3 in Winamp geschrieben, seit knapp zehn Jahren via iTunes.

Hiermit habe ich mich des darunter liegenden Dateisystems weitestgehend entledigt und lasse iTunes die Verwaltung der Dateien organisieren. Prinzipiell könnte es mir komplett egal sein, wie die Struktur unterliegend organisiert ist, denn per Drag-and-Drop lassen sich sogar die Quell-Dateien korrekt nummeriert kopieren. Dies eignet sich zum Beispiel, wenn man diese in »herkömmlicher« Ordnerstruktur etwa auf einen USB-Stick oder eine SD-Karte kopieren, um sie beispielsweise in einem Autoradio abspielen zu können.
Hier sind die Streaming-Dienste ähnlich: Sie lassen sich per katalogisierter Auswahl aus CD-Covers, Künstlern usf sortieren und Musik lässt sich in ebendiesen Kategorien (oder auch Playlists…) abspielen.

Ziemlich elegant hat bisher auch immer der Import von Musik aus unterschiedlichsten fremden Quellen geklappt: Früher noch mit Rechner und eingebautem DVD-Laufwerk per CD-Grabbing, heutzutage eher von anderen Kaufmusik-Diensten wie Amazon MP3 oder von Freunden. Doch hier scheiden sich in diesem Fall die Geister: Während es per iTunes (auch auch jeder anderen Musik-Katalog-Software) möglich ist, fremde Dateien neben denen aus dem eigenen Store einfach, nahtlos und diskriminierungsfrei zu importieren, funktioniert dies

bei den Streaming-Diensten überhaupt nicht oder nur eingeschränkt: In Spotify lassen sich auf der Festplatte vorhandene Musikdateien beispielsweise via Lokale Dateien anzeigen, aber hier scheitert es dann schon an der Auswahl der zu spielenden Titel: Denn im Gegensatz zu den per Spotify-Katalog verfügbaren Titeln wartet hier nur eine plumpe Liste ohne strukturelle Informationen wie Baum-Sortierung per Album etc… präsentiert. Weiterhin sind auch die Informations-Kategorien fest vorgegeben, im Vergleich zu iTunes ist die Anzahl der Felder geradezu lächerlich. Was aber am schwersten wiegt ist, dass sämtliche lokal vorhandene Musik wirklich als Musik zweiter Klasse verwaltet zu werden scheint und nicht mit der Musik aus dem Streaming-Katalog integriert wird: Weder können die auf dem Rechner vorhandenen Dateien in Meine Musik (Eigenschreibweise: Deine Musik) importiert werden, noch werden Sie zu den Spotify-Webservern hochgeladen, um sie dort anschließend über das Internet verfügbar zu machen (später mehr hierzu). Warum die lokale Musik so stiefmütterlich behandelt wird, verstehe ich nicht, eigentlich müsste doch pauschal das Gegenteil der Fall sein: Auf der Festplatte gefundene Musik ist doch wohl immer Meine Musik und diese sollte doch möglichst gut in den Online-Katalog eingewoben werden, um den Wechsel zum selben so einfach und nahtlos wie möglich zu machen. Ich wäre ja schon froh, wenn sämtliche auch im Online-Katelog gefundene Musik korrekt in Meine Musik aufbereitet würde.

Hierzu ein Beispiel: In meiner lokalen Bibliothek befindet sich die komplette Discographie von Rio Reiser, auch seltenere Platten wie Unter Geiern – The Columbia Years. Die Scheibe gibt es via Amazon oder eBay kaum noch zu kaufen, auch bei iTunes oder Amazon MP3 bekommt man sie nicht, ich habe sie aber. Spotify hat sie auch nicht. Und mit dem derzeitigen Modell bekomme ich Sie auch nicht in meinen Spotify-Katalog, weil ich sie allenfalls lokal synchronisieren kann: Mit einem Desktop-Rechner lassen Sie sich auf ein Mobilgerät mittels der Spotify-App synchronisieren.

rio

Diese Heirat aus Cloud- und lokalen Daten zerbricht aber leider unterwegs: Am Strand liegend (= ohne Desktop-Software) lassen sich leider keine der eigenen Musikdateien importieren. Gleiches gilt, wenn man den eigenen mobilen Musik-Katalog erneuern will, beispielsweise wenn man auf einer langen Reise oder auch nur einige Zeit ohne Rechner ist: Vor Anfang des Urlaubs »tankt« man sich das Handy mit Spotify-Musik voll, nach einiger Zeit möchte man diese aber vielleicht gerne durch neue Musik ersetzen. Hier beißt man ins Gras, wenn man sich nach »alten«, nicht im Katalog befindlichen Titeln sehnt. Dieses Problem sehe ich als essentiell an, denn ein Handy ist mittlerweile zum universellen Musik-Abspiel-Gerät außerhalb der eigenen vier Wände geworden. Das Problem ist gewiss weniger ein technisches, sondern mag vielmehr ein den schwierigen Lizenz-Wirrar geschuldeter Misstand sein. Aber dennoch zeigen Google und Apple mit Ihren Musik-Diensten, dass es anders geht: Per Google Musik oder iTunes in the Cloud / iTunes Match lassen sich Musikbibliotheken aufbauen, die auf allen Geräten mit Zugriff zum Netz und der Installations-Möglichkeit einer entsprechenden App (bei Apple eben iTunes auf Windows- oder Mac-Rechner oder iOS-Gerät) abspielbar sind; idealerweise auch offline und synchronisiert.

Doch ein Haken bleibt natürlich auch hier: Sowohl Google Music als auch iTunes in the Cloud fehlt (noch?) die wichtigste Funktion von Spotify: Neue Musik hören zu können, ohne einzelne Alben kaufen zu müssen. Dabei wäre es doch so einfach: Ich stelle mir ein Interface mit großen CD-Covern vor, nach Interpreten sortiert. Hier wären alle Interpreten gelistet, von denen man mindestens ein Album besitzt oder solche, die man im Cloud-Katalog markiert hat / denen man folgt / wie man es auch nennen mag. Klickt man auf einen Interpreten, sieht man alle entsprechenden Alben, ganz gleich, ob sie aus dem eigenen Altbestand oder dem Katalog des Steaming-Anbieters stammen. Der eigene Musik-Katalog wird zu Anfang des Abos mit dem Online-Katalog abgeglichen und »gematcht«, sodass nur die Musik hochgeladen werden muss, die der Anbieter nicht vorhält….

Aber nach momentaner Sachlage funktioniert dies leider nicht und ich muss mich weiterhin zwischen die musikalischen Stühle setzen.

Wie haltet ihr dieses Problem? Kommt ihr mit Streaming-Diensten gut aus oder geht es euch ähnlich wie mir? Habt ihr eine Tabula Rasa gemacht, als ihr zu einem Streaming-Dienst gewechselt seid?

Am Rande:
Obwohl sehr sehr viele Sachen in der Spotify-App gut und richtig gemacht sind, zieht sich eine gewisse Schludrigkeit auch durch die Firmenpolitik. Beispiel: Spotify Premium. Kostet einen Zehner im Monat und damit mehr als doppelt so viel als das, was der normale Durchschnittskäufer für Musik pro Monat ausgibt — nämlich 4,66€. Aber warum man sich diesen Luxus gönnen sollte, wird mir aus der Website nicht klar, weil die Infos spärlich und auch zum Teil falsch verständlich sind. Ist »Alles, was Musik dir bieten kann« jetzt schlechter als »Deine Musik überall«? Was haben die Ausrufungszeichen beim Free-Service zu bedeuten? Was ist »hohe Audioqualität«? Warum »keine Verpflichtungen?« Na selbstverständlich gibt es die: Man muss monatlich Geld abdrücken.

Man findet aber keinerlei Infos, was genau im »Premium«-Service enthalten ist — warum sollte ich das kaufen wollen, wenn ich es nicht ohnehin schon kennen würde? Kundengewinnung stelle ich mir irgendwie anders vor.

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Der Gin des Lebens – Vorwort

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Wie vielleicht einige von euch wissen, mag ich Gin. Gin ist, wie alle stärkeren Spirituosen Geschmacksache. Der in den Niederlanden verwurzelte Schnaps erlebt seit circa fünf Jahren ein echtes Comeback in der deutschen Szene, gefühlt bringt jede Woche eine Destillerie einen neuen Gin auf den Markt.

Ich möchte in einer losen Serie von Beiträgen einige Gins vorstellen. Alle haben gemein, dass ich sie persönlich ausgewählt und probiert habe. Ich versuche, von allen Gins mindestens eine Flasche zu Hause vorrätig zu haben, leider klappt das nicht immer. Wenn der Gin scheußlich oder einfach viel zu lecker war, kann er schon mal aus gehen… Dass dies, wie bei so vielem, natürlich höchst subjektiv ist, versteht sich von selbst.

Der Gin des Lebens

Gin kann nämlich unheimlich vielseitig sein, das kann seine größte Stärke, aber auch ein Manko sein. Denn oftmals streitet man sich als Gin-Fan, ob ein Gin nun zu stark von der eigenen Geschmacks-Linie abweicht. Wessen Lieblingsdrink der Vodka ist, wird dieses Problem eher nicht haben: Der schmeckt idealerweise immer gleich.

Diese Bandbreite und Kompositionsfreudigkeit des Gins eröffnet aber auch viel Raum für Geschmack und Interpretationen — willkommen in der vielfäligen Wacholder-Welt. Ein guter Gin soll sich von der Masse abheben und einen eigenen Charakter bieten, ohne dabei zu bombastisch zu sein — Spötter sprechen hier gerne mal von Hustensaft.

Was ist Gin überhaupt? Grundsätzlich erst einmal Auslegungssache. Gin und sein etwas entfernter Verwandter Genever waren eigentlich nicht als Mix-Spirits gedacht, sondern letzterer galt englischen Soldaten, die den Niederländern halfen, sich gegen die spanischen Eroberer durchzusetzen, als Medizin. Das Rezept des Genevers nahmen sie mit nach Hause und — ihr ahnt es: Auf der Insel wurde dann noch weiter an Rezeptur und Inhaltsstoffen gefeilt, bis Gin als Nobel-Spirituose galt und in den Clubs ausgeschenkt wurde.

Alle Gins haben gemein, dass sie zunächst aus möglichst neutralem Alkohol auf Stärke-Basis, meist Getreide (etwa Gerste oder Mais) bestehen. Diesem »Neutralspirit« stehen die Geschmack gebenden Gewürze und Kräuter, die “Botanics” entgegen. Sie machen die eigentliche Mischung und Handschrift des Gins aus. Einige Gins protzen mit einer Vielzahl an Botanicals, andere rühmen sich, mit nur wenigen einen runden Geschmack erzeugen zu können. Tonangebend sind klassischerweise Beeren des Wacholderbaums (Juniper), es gibt jedoch darüber hinaus keine festen Regeln, was genau ansonsten enthalten sein muss. Genau hier liegt der größte Reiz des Gins: Für das fertige Produkt gibt es unendlich viele Interpretationen.

Bei nicht so guten Gins werden Essenzen dieser Geschmack gebenden Aromen einfach in den neutralen Alkohol eingerührt: Fertig ist der Billig-Gin. Kann man vielleicht mal probieren, um sich zu erden, schmeckt aber nicht besonders toll oder erstrebenswert und riecht in aller Regel wie Klebstoff.

Bei guten Gins klappt diese Geschmacks-Infusion normalerweise etwas anders: Der hochprozentige Neutralalkohol wird mittels Wasser auf eine Stärke von 40-45 % reduziert und in Brennblasen aus Kupfer geleitet. Hier werden dann die zerkleinerten Botanicals zugeleitet und für eine bestimmte Zeit in Kontakt mit dem Alkohol gebracht (Mazeration) und dann zusammen mit diesem destilliert oder der Alkohol wird verdunsten lassen und dann durch die Botanicals geleitet. Die Geschmacksstoffe gehen bei beiden Verfahren mit der Zeit in die Alkoholflüssigkeit über. Nach erneuter (mehrfacher) Destillation (der Gin darf sich dann “Destilled Gin” nennen) kommt der Gin dann zu seinem endgültigen Geschmack und wird in der Regel noch durch Zugabe von Wasser auf seine Ziel-Alkohol-Prozentzahl (mindestens 37,5%) gebracht, eventuell noch filtriert und abgefüllt.

Hier noch ein Hinweis: Guter Gin hat in der Regel nie weniger als 40% und schon gar nicht diese minimalen 37,5% Alkohol. Er bewegt sich durchweg im Bereich von etwa fünfundvierzig oder mehr Prozent. Man mag das kaum glauben, wenn man es nicht probiert hat, aber der Geschmack leidet wirklich wirklich unter diesem niedrigen Alkoholgehalt.

Dem Genuss steht nun nichts mehr im Wege, denn Gin lässt sich selbstverständlich pur genau so gut wie gemischt genießen.

Weiter gehts bei meinem ersten Kandidaten, einem echten Klassiker: Dem Bombay Sapphire.

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Bombay Sapphire: Der ewiger Klassiker — Der Gin des Lebens

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Jeder, der schon einmal in einem Duty-Free-Laden an einem Flughafen war, wird Bombay Sapphire anhand seiner charakteristischen, markenrechtlich geschützten blauen Flasche erkennen. Der 1987 eingeführte Gin (mittlerweile zum Barcadi-Konzern gehörig) ist ein echter Klassiker und kann bedenkenlos jedem empfohlen werden, der einen Einsteiger-Gin sucht.

Der Bombay verdankt seinen Geschmack zehn Botanicals, nämlich Zitrone, Mandel, Süßholz, Wacholder, Schwertlilie, Angelica, Koriander, Zimtkassie, Kubebenpfeffer und Paradieskörnern. Diese Botanicals gelangen nicht direkt in den Alkohol, sondern der Dampf aufsteigenden Alkohols schleppt die Geschmacksstoffe bei dieser Vapour Infusion hieraus mit.

bsDer Bombay wirkt nie aufdringlich und ist in seiner Abstimmung äußerst zurückhaltend und konservativ, was ihn zu einem idealen Mix-Gin macht. Allzu viel sollte man hier allerdings nicht erwarten, außergewöhnliche Geschmacksnoten sind diesem Massen-Gin nicht zu entlocken, was aber auch nicht negativ sein muss. Selbstverständlich kann man den Bombay auch pur trinken, hier überzeugt der Klassiker aber nicht durch besonders hohe Komplexität oder lang anhaltende Aromen. Dies sollte man aber nicht falsch verstehen: Der Gin ist von einwandfreier Qualität und ohne Beanstandungen, aber eben ein Massenprodukt ohne Charaker-Gesicht.

In die Nase bringt der Bombay Sapphire relativ rund Noten von Zimt, Pfeffer und leichter Zitrone mit, bildet aber kein außergewöhnliches fülliges Bouquet aus. Der Geschmack der Aromen am Gaumen wird leider, insbesondere bei der 40%-Version, schnell von plumpem, scharfem Alkohol überrollt. Der Nachgeschmack ist erfreulich mild und lang anhaltend, auch hier bilden vor allem zitronige Noten, Wacholder und fruchtige Noten heraus.

Weiterhin sollte man genau auf das Etikett achten, denn es gibt stets zwei unterschiedliche Versionen des Gins am Markt: Einmal mit 40% Alkohol und einmal mit 47% Alkohol. Wie im Vorwort bereits erwähnt, verliert die Vierziger-Variante gegenüber der Siebenundvierziger deutlich an Charakter und Geschmack: Die feinen Botanical-Noten kommen längst nicht so gut durch, das ist in der Nase und am Gaumen deutlich zu spüren.

Der Bombay Sapphire hat noch einen Cousin aus dem Osten, den Bombay Sapphire East Dry Gin. Dieser schmeckt im Großen und Ganzen ähnlich, eine gemeinsame Signatur der Destillerie ist in jedem Fall zu erkennen. Die asiatisch angehauchte Version mit 42% schmeckt etwas schärfer, überzeugt aber ansonsten auch nicht mit besonders hoher Komplexität.

Von den teuren limitierten Editionen (bspw. Bombay Sapphire Discover Limited Edition mit Lupe) kann man meines Erachtens nach genau so die Finger lassen wie vom billigeren Bombay Original Dry Gin (weißes Etikett; ohne den Zusatz “Sapphire”). Das gesparte Geld kann man besser in andere, kreativere Gins investieren.

Fazit: Den Bombay Sapphire sollte man als sichere Bank im eigenen Sortiment haben, eine Offenbarung in Sachen außergewöhnlichen Geschmacks ist er allerdings nicht. Dennoch macht man nicht viel verkehrt, besonders für unaufdringliche Mix-Getränke eignet sich der Klassiker allemal.

Die Ein-Liter-Falsche Bombay Sapphire Gin mit 47% kostet etwa 25 Euro, die 40%-Variante etwa 23 Euro (etwa bei Amazon).

Auf den Geschmack gekommen? Dann geht’s gleich weiter mit dem Dà Mhìle Seaweed-Gin.

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Dà Mhìle Seaweed-Gin: Außergewöhnlicher Charakter — Der Gin des Lebens

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Nachdem ich als ersten Gin den Klassiker Bombay Sapphire gewählt hatte, geht es nun mit einem wirklich außergewöhnlichen Destillat weiter. Den erst seit 2014 auf dem Markt erhältlichen Dà Mhìle (gälisch; gesprochen “Dawieläi”) Seaweed Gin habe ich zufällig in London bei einem Spaziergang über einen Biomarkt entdeckt und da direkt probiert. Dà Mhìle stellt auch einen gewöhnlichen Botanical Gin her, der mir allerdings beim Tasting am Stand nicht sonderlich komplex oder herausragend vorkam, weshalb ich dort den Seaweed-Gin kaufte und mich auch hier diesem widme.

swDem in extrem kleinen Batches in Wales destillierten Bio-Gin merkt man seine maritime Herkunft deutlich an: Dieses »Wasser des Lebens« ist als Begleiter zu Seafood gedacht und sollte am besten pur getrunken werden. Von schicken Londoner Edelclubs ist dieser handwerklich hergestellte Gin in etwa so weit entfernt wie die Briten vom Euro. Die Verzehrempfehlung auf der Flasche schlägt idealerweise den Genuss aus einer Austernschale oder als Begleiter zu Kaviar vor.

Der blassgrüne Charakter-Gin profitiert natürlich hierbei in höchstem Maße von seinem naturverbundenen Distiller John Savage, der in der Vergangenheit schon mit der Produktion von Bio-Käse und und Bio-Whiskey gezeigt hat, dass er handwerkliche Nahrungsmittel schaffen kann, die alles andere als alltäglich sind und im Gedächtnis bleiben.

Die Namen gebenden Algen werden aus New Quay in der Region Ceredigion gewonnen und sorgen so in der dreiwöchigen Infusionszeit nach Savages Angabe für leichte Variationen in Geschmack und Farbe jeder Batch (deren Nummer leider nicht auf den Etiketten vermerkt ist). Über die weitern Inhaltsstoffe erfährt man leider wenig, nur so viel, dass es ausgewählte (Ach!) Gewürze und Kräuter seien, die für ihr gutes Zusammenspiel mit Seafood bekannt seien.

In der Nase präsentiert sich der 42%ige Algen-Gin außergewöhnlich komplex, würzig und tiefgründig. Grüne, salzige Noten mischen sich mit erdigen, fast torfigen und nussigen Gerüchen und Anklängen von Anis und Zitrus zu einer unvergleichlichen Mischung, die einen im Kopf in Windeseile an die rauen walisischen Küsten versetzt.

Auch im Mund geben die Namen gebenden Algen ebenso den Ton an, ohne jedoch zu dominant oder gar abgestanden zu wirken, ganz im Gegenteil: Die salzige Meeresgemüse-Symphonie ist zu jeder Zeit frisch, stimmig und klar als Gin zu erkennen.

Im Abgang schmeckt man pfeffrige und gemüsige Noten nach Spinat und einen Hauch von Kardamom, Holunder und Sellerie. Der erdige, nicht unangenehme Algen-Geschmack bleibt alsdann unendlich lange auf der Zunge.

Den Dà Mhìle sollte man unbedingt probieren, wenn man die Chance dazu hat, dann aber bitte pur. In einem Mixgetränk wie beispielsweise einem G+T geht (zu) viel Charakter verloren und die feinen Geschmacksnoten gehen leicht in monotone salzige Bitterkeit über – schade, aber auf Grund des äußerst komplexen, wechselhaften und fragilen Geschmacksspiels zu erwarten.

Der Dà Mhìle Seaweed-Gin ist momentan (Anfang November 2014) leider ausverkauft, es soll aber bald eine neue Batch produziert und verkauft werden. Meines Wissens nach bekommt man ihn momentan nur direkt beim Hersteller; eine 70cl-Flasche kostet 30£, also etwa 38 Euro.

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Black Gin: Das schwarze Loch? — Der Gin des Lebens

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Dass es bei Gin einige Kuriositäten gibt, hatte ich ja bereits erwähnt. Dass sich diese auch jenseits des puren Geschmacks widerspiegeln können, wird beim Black Gin der Destillerie Gansloser auf eher seltsame Art sichtbar.

Rein äußerlich fällt dieser Gin durch seine — der Name verrät es — schwarz lackierte Flasche, welche recht aufwändig bedruckt ist, auf. Der Gin selbst ist allerdings farblos.

bjDer Gin wird 1 drei Mal pro Jahr in unterschiedlichen Versionen (Standard, Distillers Cut, Edition 1905) destilliert und die Flaschen sind mit der jeweiligen Jahreszahl versehen2.

Gleich vorweg: Die Destillerie Gansloser ist, nach allem was man so liest, insolvent. Die Firma wurde zwar aufgekauft, aber hinter den Fortbestand der Produktpalette darf man getrost ein großes Fragezeichen setzen. Ebenfalls scheint sich die Geschäftsführung durchaus kreativ verhalten zu haben, was die Zahlung von Rechnungen anging. Wer diesen Gin kaufen möchte, dem möchte ich raten, dies über einen seriösen Zwischenhändler zu tun.

Die Merkwürdigkeiten ziehen sich auch durch die Inhaltsstoffen und Destillation fort. Auf der (momentan abgeschalteten) Homepage des Gin 3 wurde im Selbstinterview mit dem Geschäftsführer davon gesprochen, dass der Gin 74(!) verschiedene Zutaten, darunter Wachholderbeeren, Zitronenzesten, Orangenzesten, Ingwerwurzeln, Koriander und Lorbeeren beheimate und dieser »neuer Gin aus Deutschland […] sich auf dem Weltmarkt etablieren« werde. Das lasse ich mal unkommentiert so stehen.

Einige Leute sehen die Innovationskraft und das Gehabe der Destillerie jedenfalls durchaus anders. Unter anderem in einem Artikel in der Stuttgarter Zeitung wird Enrico Müller zitiert, der angibt, der Black Gin stamme überhaupt nicht von Gansloser, sondern werde von einer Firma in der Nähe von Dortmund für Gansloser produziert. Ob es stimmt, was davon stimmt und ob dies überhaupt einen Einfluss auf die Qualität hätte, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht abschließend klären, ich maße mir hierzu auch kein Urteil an.

Doch zurück zum eigentlichen Produkt; dem Black Gin. Wie schmeckt der Gin mit der komischen Vorgeschichte? Nach Ausschank der klaren Flüssigkeit kommen Aromen von sehr frischer Zitrone und Pfefferminze in die Nase. Leider werden diese allerdings etwas von scharfem Reinalkohol-Geruch verdrängt, was die olfaktorischen Freuden doch empfindlich schmälert. Auf der Zunge schmeckt man, passend zum Geruch, recht dominant frischen Zitrus, daneben Wacholder, Koriander, leichte erdige Waldaromen und einen Hauch Pfeffer, all das geht cremig und stimmig ineinander über. Der Nachgeschmack ist langanhaltend frisch und von waldigen Wacholdernoten geprägt. Ingesamt ist das Zusammenspiel und die Komposition zwar stimmig, aber keinesfalls so umwerfend, wie man es auf Grund der gigantischen Anzahl von 74 Zutaten erwarten würde4. Dies verwundert mich dann doch: Zieht man Gins mit ähnlich vielen Botanicals als Vergleich heran, ist das sich dort bietende Aromenspiel deutlich komplexer.

Insofern kann ich andere, sehr positiven Reviews des Gins nicht vollständig nachvollziehen und bleibe etwas verwirrt zurück. Verstehen wir uns nicht falsch: Wir haben es hier nicht mit einem fehlerhaften, klebrigen oder unreinen Produkt zu tun. Der Gin ist einwandfrei trinkbar und ist schon alleine auf Grund seiner besonderen Flasche ein Blickpunkt in jeder Hausbar. Allerdings habe ich durchaus meine Zweifel, ob der Preis hierfür gerechtfertigt ist und ob der gebotene Standard in Sachen Geschmack und Botanicals in Wahrheit so hoch und außergewöhnlich ist, wie es den Anschein haben soll. Hier schließt sich der Kreis zum Namen: Der Gin bleibt, auch auf Grund der oben beschriebenen Anormalitäten, teilweise ein schwarzes Loch.

Der Black Gin hat 45% Alkohol und kostet in der 0,7l-Flasche rund 30 Euro, beispielsweise bei Amazon.

  1. oder vielleicht wurde, hierzu später mehr
  2. Ich beziehe mich in meiner Rezension auf den Black Gin Standard aus dem Jahre 2011.
  3. http://black-gin.de; zur Zeit noch teilweise via Google-Cache erreichbar (2).
  4. Auch hier nochmals der Hinweis: Überprüfen kann die Zusammensetzung oder die Anzahl und Art der Zutaten schlussendlich niemand; man muss dem (insolventen) Hersteller vertrauen.

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Tanqueray London Dry Gin: Der Gin-Klassiker — Der Gin des Lebens

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Wer über Gin schreibt, wer Gin mag, wer Gin probiert, wer sich für Gin oder seine Geschichte interessiert, der wird nicht an Charles Tanqueray und seinen Gins vorbei kommen.

Hier widmen wir uns heute dem wohl klassischsten London Gin1, dem Tanqueray Dry Gin. In Deutschland vielleicht nicht ganz so bekannt, findet man die markante grüne Flasche auf der Insel in jedem Spirituosen-Laden, und das nicht ohne Grund. Der Klassiker ist wirklich ein staple und, man verzeihe mir den Vergleich, der VW Golf der Gins. Außerdem ist der Gin über die Jahrzente schon dutzende Male in verschiedensten Film- und TV-Produktionen zu sehen gewesen.

tjMit diesem Klassiker eckt man nirgends an, er passt fast immer, spielt seine Eigenschaften aber, ähnlich wie der Bombay, am besten in Mix-Getränken aus. Neben einer prima Basis für einen Gin & Tonic macht er sich auch toll in einem Dry Martini. Dennoch: Der Tanqueray ist definitiv ein Premium-Gin, und das schmeckt man schon, wenn man ihn pur trinkt. Er wird in drei verschiedenen Stärken von 40%, 43,1% und 47,3% Alkohol verkauft, im Zweifelsfall lohnt — wie immer — ein Blick auf das Etikett. Ich beziehe mich in meiner Rezension auf die (erstrebenswerte) Version mit 47,3%.

Dennoch sollte man sich vom Gedanken befreien, hier ein Ergebnis erlesener Manufakturkunst vor der Nase zu halten: Der Gin ist (Hallo, Golf-Vergleich!) ein Massenprodukt. Die grüne Flasche mit hohem Wiedererkennungswert und rotem Siegel wurde einer klassischen Cocktail-Shaker nachempfunden.

Statt mit einer kaum aufzählbaren Anzahl von Botanicals zu punkten, bietet der Tanqueray das exakte Gegenteil: Definierter, klassischer Geschmack auf Basis eines angeblich 180 Jahre alten Rezeptes mit einer klaren und kleinen Zahl an aromagebenden Zutaten und 100% Getreidealkohol, Punkt.

Die vierfache Destillation tut ihr übriges, um den Geschmack des Gins abzurunden. Da die Rezeptur geheim gehalten wird, kann man nur mutmaßen, welche Botanicals genau enthalten sind. Je nach Recherche stößt man stets auf Wacholder, Koriandersamen, Angelikawurzel und Süßholzwurzel, in anderen Texten ist zusätzlich noch von Cassiarinde, Zitronen- und Orangenschalen die Rede.

In der Nase zeigt sich der Klassiker trocken, etwas scharf, definiert, eckig und alkoholisch. Es sind allenfalls leichte Wacholder- und Lakritznoten zu riechen, mehr gibt der Gin in diesem Stadium nicht preis.

Im Mund eröffnet sich ein etwas komplexeres Bouquet aus Wacholder, brauner Lakritze und Orange gepaart mit einer angenehmen, frischen Schärfe, die nicht plump und bestimmend ist.

Der Gin hallt lange im Hals nach, vor allem der eisige Zitrus umspielt den Rachen lange, ohne unangenehm zu brennen. Minuten später spürt man noch einen warmen Hauch von Lakritze.

Am Tanqueray London Dry kann man wenig, wahrscheinlich sogar überhaupt nichts, verbessern. Er ist schlichtweg der Gin-Klassiker, mit dem man sich auf keinen Fall vergreift, eben wie ein Golf: Souverän in jeder Situation.

Tanqueray London Dry Gin hat, je nach Version, 40%, 43,1% oder 47,3% Alkohol und kostet rund 21€ (47,3%), beispielsweise bei Amazon.

PS: Wie sich der klassische Tanqueray vom Tanqueray No. Ten unterscheidet, untersuchen wir auch bald an dieser Stelle…

  1. Dies bezieht sich übrigens nicht auf den Herstellungsort, sondern bezieht sich auf das Herstellungsverfahren und die zugrunde liegende Rezeptur.

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